Kinder
An den Anfang der Betrachtungen zu Kindern und Nacktheit müssen wir eine Überlegung des Philosophen Bertrand Russell stellen: "Wenn Kinder aufwachsen, ohne ihre Eltern und andere Menschen hin und wieder nackt zu erleben, müssen die Kinder zwangsläufig das Gefühl bekommen, dass da ein Geheimnis ist, und wenn sie dieses Gefühl haben, werden sie aufgereizt und unanständig."
Für Kinder ist Nacktheit selbstverständlich. Sich ihres nackten Körpers zu schämen wird ihnen mühsam (weil unverständlich) und krampfhaft (weil unnötig) anerzogen. Natürlich sind Kinder deshalb sofort Feuer und Flamme, wenn sie ohne Badekleidung am Strand, auf der Wiese oder im Wasser tollen dürfen. Ihre künstlich anerzogene, widernatürliche Scheu vor fröhlichem Nacktsein legen sie bei erster Gelegenheit schnell wieder ab. Vor allem sind sie höchst dankbar, dass sie von der ständigen Ermahnung befreit sind: "Macht bloß eure Klamotten nicht schmutzig!"
Kinder sind für den Naturisten ein wichtiger Bestandteil der Lebensphilosophie: Die Tradition des Naturismus geht von den Eltern auf die Kinder über, sie wachsen von vornherein mit der Nacktheit als natürlichem, belebendem Elixier auf und lernen die Selbstverständlichkeit nackten Miteinanders von klein auf kennen und lieben.
Natürlich ergibt sich die Erziehung zu Toleranz, Verständnis und Hilfsbereitschaft anderen gegenüber fast von allein, weil die Schutzlosigkeit und Verletzlichkeit, die mit der Nacktheit verbunden ist, im täglichen Umgang mehr Toleranz, Verständnis und Hilfsbereitschaft erfordert und dies in der Naturisten-Gemeinschaft ständig praktiziert wird.
Natürlich ist die freie Entfaltung der Persönlichkeit für ein naturistisches Kind leichter zu erreichen, da es täglich erlebt, dass die Menschen gleich sind, aber sich gerade deshalb in ihrer Individualität und Persönlichkeit gegenseitig achten.
Natürlich sind naturistische Kinder glücklicher, weil sie zumindest einen Teil ihres Lebens frei sein dürfen von den Zwängen, die die Zivilisation anderen Kindern ständig auferlegt: Kleider tragen zu müssen und sich nicht schmutzig machen zu dürfen.
Natürlich ist die Sexualerziehung naturistischer Kinder problemloser, weil ihnen nackter Umgang mit dem anderen Geschlecht von klein auf selbstverständlich und unverkrampft möglich ist.
Natürlich werden sich naturistische Kinder zu besonders gewandten und lebenstüchtigen Erwachsenen entwickeln, weil sie in ihrer Entwicklung von weniger Ängsten und Verboten eingeengt wird.
Ermöglicht euren Kindern die Entwicklung eines freien Geistes, die Ausbildung einer gesunden Seele und die Entfaltung einer starken Persönlichkeit!
Link zu der Naturismus-Seite von Lorenz Kerscher (www.symbioseweb.de):
Freiheit für Kinder.
Pubertät
Das Unfertigkeits-Syndrom. Mit der beginnenden Pubertät haben die Kinder sehr viel mit sich selbst zu tun: ihr Körper verändert sich, der Hormonhaushalt wird gründlich umgestellt, und die psychische Verfassung ist entsprechend instabil, es rumort in ihnen. In dieser Zeit kapseln sich viele Kinder ab, und selbst wenn sie bis dahin nackten Umgang in der Familie oder am Naturistenstrand gewohnt waren kommt es vor, dass sie plötzlich »Nacktangst« bekommen und sich selbst gegenüber ihren Eltern oder Geschwistern verstecken. Die Fotografin
↗ Sally Mann hat dieses Phänomen in einem Foto ihres Sohnes konzentriert:
Das letzte Mal, dass Emmet sich nackt fotografieren ließ. © Sally Mann
Der Anlass für diese meist plötzlich auftretende »Nacktangst« ist in erster Linie der Ausdruck einer tiefen Unsicherheit, wie wohl die Umwelt auf die sichtbar werdenden Veränderungen reagieren mag: Die ersten Schamhaare, die recht plötzlich wachsende Penisgröße bei Jungen, die oft asymmetrisch wachsenden Brüste bei Mädchen - all das vermittelt das Gefühl, noch »nicht fertig« zu sein, und unfertig zeigt man sich nicht gern. Bevor man sich mit möglichen Reaktionen anderer auseinandersetzen mag, muss man auch erst einmal selbst die biologischen und emotionalen Veränderungen an sich akzeptieren und verarbeiten.
Jugendliche, die in dieser Phase auch am Naturistenstrand Badekleidung tragen, werden deshalb toleriert, wenn auch nicht besonders gern. Textilträger bleiben halt immer Fremdkörper am Naturistenstrand und »Störer« der nackten Idylle, unabhängig vom Alter.
Dabei ist die Praxis, dort Nackten jeden Alters (auch ihres eigenen) zu begegnen, für die Pubertierenden sehr heilsam: das Unfertigkeits-Syndrom wird am einfachsten geheilt, wenn man erkennt, dass es allen anderen auch nicht anders geht, und wenn man erfährt, dass die anderen die eigene »Unfertigkeit« als Selbstverständlichkeit registrieren und akzeptieren. Diese Therapie versagt natürlich dann, wenn der/die Betroffene sich weigert, überhaupt zum Naturistenstrand mitzukommen - dann wird es halt etwas länger dauern, bis sich die »Nacktangst« wieder verwächst.
Eine einsame Badehose unter lauter Nackten. Quelle: Usenet
Das Kleinheits-Syndrom. Sigmund Freud hat aus seinen psychiatrischen Analysen die Erkenntnis gewonnen, dass praktisch jeder Junge unter dem »Kleinheits-Syndrom« leidet: Normalerweise sehen Kinder gelegentlich oder auch häufiger ihre Eltern nackt. Meist schon lange vor der Pubertät fragt sich dann jeder Junge: "Ob mein Penis auch einmal so groß wird wie der des Papa?"
Dabei sind solche Fragen leicht beantwortbar: Jungen, die am Naturistenstrand ständig Nackten jeden Alters (einschließlich ihres eigenen) begegnen, kennen solche Sorgen nicht. Sie sehen und erkennen von klein auf, dass alle möglichen Größen und Formen in allen Altersklassen vorkommen und der Wachstumsschub in der Pubertät irgendwann kommt: Nacktsein ist heilsam und allemal besser als verstecken und heimlichtun.
Der römische Dichter Vergil sagte schon: »Das Natürliche ist nicht schimpflich«. Und auch nicht peinlich.
Erektions-Angst. Eine der verständlichsten Reaktionen auf die Eigenwilligkeiten der Natur ist die Angst der Jungs, im unpassenden Augenblick - vor aller Augen - eine Erektion zu bekommen. Sie erleben vor und besonders in der Pubertät, dass Erektionen manchmal spontan eintreten und nicht recht steuerbar sind (sie werden ja vom Stammhirn ausgelöst, und das lässt sich vom Großhirn, also vom Bewusstsein, nicht beeinflussen).
Deshalb sind Jungs oft froh, wenn sie ihre Erektionen in möglichst weit geschnittenen Badeshorts verstecken können. Jungs haben nun einmal den anatomischen Nachteil, dass ihre Erektion für jedermann sichtbar erscheint - im Gegensatz zu Mädchen, bei denen dasselbe meist ziemlich unbeobachtbar abläuft.
Jungs bevorzugen oft möglichst weit geschnittene Badeshorts. Quelle: Usenet
Dabei ist auch dieses Problem nur eine Frage der Gewohnheit: Jeder FKK-Anfänger wird spätestens nach einer halben Stunde am FKK-Strand das nackte Miteinander als so normal und natürlich empfinden, dass erotisch ausgelöste Reaktionen praktisch gar nicht vorkommen. Und wenn doch einmal eine Erektion eintritt, dann wird der Betroffene entsprechend (im wahrsten Sinn des Wortes) zurückhaltend damit umgehen und kann dann auch auf das Verständnis und die Toleranz seiner Mitmenschen rechnen - wenn das Ereignis überhaupt irgend jemandes Beachtung findet. Schließlich ist eine Erektion ein genauso normales und natürliches Geschehen wie Husten oder Niesen, und sie klingt nach kurzer Zeit einfach wieder ab.
Doch eines ist sicher: Das innere Gefüge junger Menschen ist in der Pubertät labil, der Weg von der verloren gehenden, kindlichen Unbekümmertheit führt nur langsam zur Ausbildung einer stabilen Erwachsenen-Selbstsicherheit. Aber auch in dieser für die Jugendlichen - und Eltern - nicht einfachen Zeit kann die Botschaft nur lauten:
Hinein ins Paradies, die nackte Freiheit ruft!
Ob und wann er/sie die Botschaft annimmt, muss der/die Jugendliche selbst entscheiden, und wahrscheinlich tut er/sie es heute mal so und morgen mal anders. Warum auch nicht? Zeiten der Wandlung sind Zeiten der Neuorientierung. Und da muss jeder seinen eigenen Weg gehen.
Link zu der Naturismus-Seite von Lorenz Kerscher (www.symbioseweb.de):
Freiheit für Teens, eine Erlebnisschilderung zum Thema.