Die Westfälischen Naturistentage trafen in dem turbulenten Wetterjahr 2023 in der zweiten Augusthälfte von Samstag bis Donnerstag auf die letzte Hochsommerphase in Westdeutschland: Sonnenschein und Höchsttemperaturen zwischen 26° und 30°. Während der Paddeltour am Freitag war es dann schon mit maximal 22° deutlich kühler und zeitweise nicht nur von unten sondern auch von oben nass, während der letzte Wandertag in den westlichen Ausläufern des Teutoburger Walds wieder von stabilerem Wetter begleitet wurde. Glück gehabt: Denn in Süd- und Ostdeutschland gab es in der WNT-Woche mit Starkregen, Hagel und Sturm große Sachschäden und mehrere Verletzte.
Samstag: WNT-Kegeln und Besichtigung des Altenberger Eiskellers [30.08.]
Frühstück und Kegeln im „Neuen Herd“
Bei der WNT 2023-Eröffnungsveranstaltung in Nordwalde haben Jochen und ich uns nach wiedersehensfreudigen Begrüßungsgesprächen und einem ausgiebigen Frühstück erstmals im Restaurant „Zum neuen Herd“ beim Nacktkegeln versucht.
Die spaßigste Runde war die, bei der abwechselnd mit rechts und links gekegelt wurde. Es gab einige sehr lustige „Verrenkungen“ zu beklatschen.
Anschließend gab es eine kleine Wanderrunde, alternativ den Besuch des Eiskellers in Altenberge. - Angela
Besuch des Eiskellers in Altenberge
Es hat mir gefallen, dass wir aufgrund der Anfrage von mic das Einverständnis des Bürgermeisters von Altenberge hatten, nackt den Eiskeller (niedrigste Temperatur 10°C) direkt am Altenberger Zentrum zu besichtigen und dabei viel von der entspannten und sachkundigen Ria van den Loos zu lernen.
Noch mehr hat mir gefallen, dass wir aufgrund Einführungs-Informationen und der Vorführung von ein paar Videos zur Geschichte des Eiskellers und des Eisabbaus die Funktionsweise dieser natürlichen Kältemaschine vor der Erfindung von Linde verstehen lernten. Es war ein von den Menschen aufgebauter Kreislauf, der das vom Eis ablaufende Schmelzwasser auf eine große Wiese leitete, von der im Winter das gefrierende Eis wieder abgenommen und oben eingefüllt wurde.
Das Ganze funktionierte nur mit der Kraft von Pferden und Menschen sowie den wechselnden Wetterbedingungen im Jahreslauf. Bis zum Sommer, oft bis zum Herbst funktionierte dies offenbar gut – manchmal wurden sogar zwei aufeinander folgende, frostfreie Winter überstanden. Dadurch konnte statt eines obergärigen Bieres mit einer Haltbarkeit von max. drei Tagen ein untergäriges Bier mit einer Haltbarkeit von mehreren Wochen produziert und gelagert werden.
Das war Gesundheitsfürsorge, denn im Mittelalter war die Wasserqualität gesundheitlich für die Menschen so bedenklich, dass Bier aus Wasser, Gerste, Hopfen und später auch Hefe gebraut wurde, um ein nicht krank machendes Getränk nutzen zu können.
Das in Bayern entstandene
Reinheitsgebot ist nach Erkenntnis aus dieser Führung eine der ersten Gesundheitsverordnungen überhaupt.
Es war von vornherein klar, dass wir dass Gebäude an anderer Stelle verlassen würden, als wir es vorher betreten hatten. Daher gingen wir davon aus, zwar nackt hindurch zu gehen, aber Kleidung mitnehmen zu müssen. Zu unserer Überraschung durfte – wer wollte – die Kleidung aber im Besucherzentrum lassen und nackt über den Schulhof gehen. Ein paar Kinder und Jugendliche spielten auf dem Platz und schauten etwas überrascht, aber auch amüsiert zu uns herüber.
Wir begannen unsere Führung und lernten viel über historische Produktionsmethoden. Anfangs war es noch 15°C warm, weiter unten sank die Temperatur auf 10°C. Wer wollte, ging auch barfuß durch die Pfützen. Der untere Bereich ist ein Refugium für die Überwinterung verschiedener Fledermaus-Arten und daher vom 1. Oktober bis 1. Mai komplett abgeriegelt, um die Tiere nicht zu stören.
Wir verließen das Denkmal am unteren Ende, die feucht-warme Luft draußen ließ zunächst Brillen beschlagen.
Dann kamen wir noch an eine Mauer, an der entlang während der Nutzungszeit des Eiskellers das Schmelzwasser lief, um als Basis für die nächste Eisbildung auf einer großen Wiese zu dienen, das abgebaut und oben wieder eingefüllt wurde.
Auf dem Weg zurück zum Besucherzentrum begegneten wir noch ein paar Leuten, die ihre Hunde spazieren führten, und schauten uns dann noch die Ausstellung an, u .a. das transparente Modell des Bauwerks. Danach bedankten wir uns und zogen uns an, um im „Kleinen Kartoffelhaus“ den Abschluss des ersten WNT-Tages zu verbringen. - Rainer
Sonntag: 2 x 10 km wandern oder 47 km radfahren [30.08.]
Brückenbauen am 2. Tag der WNT 2023
Sonntag 20.8.2023, zweiter Tag der diesjährigen WNT: Die Sonne scheint, die Stimmung ist gut, und es sind 52 Teilnehmer angereist - davon 8 Frauen. Super, so viele waren wir noch nie! Mehrere von ihnen sind Neulinge. Drei von ihnen erzählen später, dass sie eigentlich erstmal bekleidet mitwandern wollten, um mal zu schauen. Weil sie sich aber sofort wohlgefühlt haben, hätten sie sich spontan entschieden, von Anfang an nackt mitzugehen. Nächstes Jahr wollen sie wieder mitwandern.
22 entscheiden sich fürs Radeln, 30 – darunter auch ich – fürs Wandern. Heute haben wir die Wahl zwischen 10 oder 20 km, und da die Pause nach 10 km am Start- / Zielpunkt stattfindet, kann man sich dann überlegen, ob man aufhört oder weiter geht. Rainer, der diese Tour gut kennt, führt uns an, und Helmut – auch ein erfahrener Mitwanderer – passt hinten auf, dass keiner verlorengeht. Auf geht’s, mal durch Wald, mal durch offenes Gelände. Rainer gibt ab und zu interessante Infos zur Umgebung.
Entgegenkommende Wanderer und Radfahrer werden freundlich gegrüßt, und wir werden ebenso freundlich zurück gegrüßt. Manchmal kommt die besorgte Frage, ob wir auch gut eingecremt seien. Ein Landwirt fährt mit seinem Auto an den Rand und fragt, ob so genug Platz sei. Alle sind voll entspannt.
Nach ca. 5 km ist die erste Rast an einer Brücke über die Ems. Dort besteht Bademöglichkeit. Alle anderen platzieren sich so, dass kein Radler oder Wanderer behindert wird. Auch hier gibt es freundliche, z.T. neckende Wortwechsel. Nach 20 Min. geht es weiter durch die bäuerliche Landschaft, bis wir erneut die Ems kreuzen. Für die Wasserratten wieder eine Gelegenheit, sich abzukühlen. Alle anderen rasten im Schatten, es ist nämlich mittlerweile ganz schön warm geworden.
Brücken bauen
Viele Radfahrer fahren mit einem fröhlichen „Moin“ an uns vorbei. Ein Paar verlangsamt sein Tempo und ruft: „Seid Ihr die, die gestern nackt im Eiskeller waren?“ Ein vielstimmiges „Ja! “ lässt keinen Zweifel. 15 Min. später geht es weiter, und nach ca. 30 Min. erreichen wir den Parkplatz. Die meisten Mitwanderer (auch ich) beschließen, auf Grund der Wärme und Schwüle die Wanderung hier zu beenden. Mit einer Hand voll Unverdrossenen bricht Rainer nach einer Pause wieder auf. Aber auch sie verkürzen die 2. Hälfte der Tour Temperatur-bedingt ab und erreichen gegen 17 Uhr fast zeitgleich mit den Radlern erschöpft, aber zufrieden den Parkplatz. Bei der anschließenden wohlverdienten Einkehr lassen wir den Tag ausklingen. Und wir alle sind uns sicher, dass wir heute wieder viele neue Brücken zu bekleideten Wanderern und Radlern gebaut haben. - Birgit
Konditionstest: Wie gut klappt es über 10 km?
Der Sonntag hatte mit 52 Anmeldungen die höchsten Meldezahlen allzeit bei den WNT, davon gingen 30 wandern, unter ihnen gleich zwei Frauen, die heute ihren ersten Nacktwandertag überhaupt hatten. Der Wandertag teilte sich in zwei 10 km-Wanderungen, so dass für Senioren und andere Menschen mit geringerer Kondition oder vollem Terminkalender die Möglichkeit bestand, die Nachmittagsrunde zu schwänzen.
Wandergebiet war die Landschaft aus Wäldern und Feldern rund um Gimbte, die auch deutlich durch den Fluss Ems geprägt wird. Natürlich wurden auch zwei Prüfungen der Ems-Wasserqualität für Badende angeboten, die sich unter der strahlenden Augustsonne die Freude des Eintauchens nicht nehmen ließen.
Die Guntruper Berge bewiesen mit je einem steilen Aufstieg und Abstieg von ca. 6-8 Metern Höhe, dass man sogar im Münsterland kraxeln kann (jedenfalls ein bisschen), und die überwundenen Höhendifferenzen trugen dazu bei, dass es bei der Vormittags-Runde kumuliert auf sage und schreibe 100 m Auf und Ab kam! Die kaum merkbaren Steigungen waren aber nicht der Grund, weshalb ich mich am Abend entschied: Die nächsten Tage wird im Sitzen gewandert - auf dem Fahrradsattel! - Helmut
Montag: 20 km wandern oder 47 km radfahren [30.08.]
Auf Radeltour zwischen Münster und Greven
Beim Start um 11 Uhr spürten die Radler noch leicht den Fahrtwind, denn die Lufttemperatur betrug erst 23°. Der Sonnenschein wurde nur wenig durch eine leichte Bewölkung abgemildert, und schon bald stiegen die Temperaturen auf die versprochenen 26°.
Dreizehn Radler hatten sich zusammen gefunden und machten zunächst die Erfahrung, dass es sowohl am Dortmund-Ems-Kanal als auch in den umliegenden Wäldern und Feldern auch noch richtige Schotterwege gibt, auf denen man ordentlich durchgerüttelt wird. Die Asphaltwege im zweiten Teil der Radeltour stellten den Ruf des Münsterlands als ideales Radlerparadies dann allerdings wieder her: Es gibt sie wirklich!
Die Route führte zunächst an den Dortmund-Ems-Kanal mit ein paar Abstechern durch die Bauerschaften, bevor das Feuchtgebiet „Rieselfelder der Stadt Münster“ durchquert wurde. Hier wurde die Radlergruppe von mehreren Natur-Beobachtern begrüßt, die sich eigentlich auf Vögel und Oberflächen-Wassertiere konzentriert und die Beobachtung einer menschlichen Natur-Gruppe gar nicht erwartet hatten.
Weiter ging es zunächst über die A1 hinweg in Richtung Altenberge, danach folgte ein Schwenk Richtung Greven, bevor erneut die Autobahn gekreuzt wurde und hinter Gimbte die letzte „Bergetappe“ durch die Guntruper Berge zurück zum Startparkplatz führte. An der letzten Ems-Querung oder im benachbarten Baggersee konnten Wasserfreunde dann noch ihr Erfrischungsbad nehmen. - Helmut