Zum Abschluss einer Schönwetterwoche Anfang September sollten uns zwei Tage noch einmal hochsommerliche Temperaturen und blitzblanken Himmel bescheren, bevor die nächsten Tiefs wieder mit Gewittern und Starkregen drohten. Mic hatte in einer »Kleinen Umfrage« bei Naturisten aus der Region erkundet, ob Interesse bestehe, am Mittwoch durch das nordwestliche Münsterland zu radeln.
1/3: Eine kleine Nacktradelgruppe im Münsterland
Insgesamt fünf Nacktradel-Fans fanden sich zusammen, um den 40 km Rundkurs abzustrampeln. Einer davon gesellte sich allerdings erst im »Bahnhofscafé Horstmar« dazu, wo die Radler zu ihrer Mittagsrast einkehrten. Ihm war wegen der Anreise die Startzeit von 10:30 Uhr zu früh und die kühle Vormittagsluft nicht ideal genug zum Nacktradeln - stattdessen konnte er nachmittags bei wohligen 27° Luft die letzten 20 km zurück zum Bahnhofscafé radeln.
Das Café liegt an der alten Bahnstrecke Rheine-Coesfeld, auf der zunächst 1984 der Personenverkehr, 1993 dann der Güterverkehr eingestellt wurden. Inzwischen ist der Bahndamm in eine fast 40 km lange »Radbahn Münsterland« verwandelt worden, die wegen ihres minimalen Gefälles und ihres glatten Asphalt-Belags für Radler, Skater und Inliner ein Anziehungspunkt geworden ist.
2/3: Bei der Holunder-Ernte
Die sonstigen Strecken der Route führten durch die abwechslungsreiche Umgebung des Münsterlands mit Bauerschaften, Feldern und Wäldern, wobei die Naturisten an mehreren Stellen die Erntezeit nutzen konnten, um pralle Holunderdolden von den Büschen zu pflücken oder zwischendurch einen Apfel von einem Baum am Wegesrand zu probieren.
3/3: Manchmal gab es auch Gegenverkehr
Die »Freien Hamburger Nacktivisten« hatten für Sonntag, den 11. Juli, zu einer nackten Radeltour in der Lüneburger Heide eingeladen. Das Wetter versprach stabile Bedingungen mit 23° Luft bei Sonne zum Fahrtbeginn, die sich im Laufe des Nachmittags bei aufkommender Bewölkung bis 26° steigern sollten - und genauso kam es auch. Startpunkt war der Wanderparkplatz des Naturistenwegs bei Undeloh, angekündigt waren Waldwege sowie Wege durch ein Heidegebiet - also eine verlockende Landschaft, die zu genießen man sich viel öfter gönnen sollte!
1/6: Die Radeltour begann auf dem »Naturistenweg«
Neun nackte Männer machten ihr Fahrrad bereit, um sich auf die 40 km lange Strecke zu begeben. Die Fahrt begann auf dem Naturistenweg, wo wir auch gleich ein paar nackte Wanderer überholten - aber auch bekleidete Gruppen waren hier unterwegs. Während der Passage entlang der Siedlung Wehlen legten wir mit Rücksicht auf die dort lebenden Einwohner ein Höschen oder T-Shirt an. Gleich anschließend (nach dem Wieder-Ausziehpunkt) bogen wir in einen schmalen Waldweg zu den drei Quellseen der Seeve ab, die allerdings einen recht niedrigen Wasserstand zeigten und einen eher versumpften Eindruck machten.
2/6: Auch in der Heide gab es kaum wirkliche Sandwege
Weiter ging der Weg zunächst durch Nadelwald und danach in das größte übrig gebliebene, zusammenhängende Heidegebiet östlich von Schneverdingen. Für mich als Radler aus dem Münsterland waren die Wegeverhältnisse etwas ungewohnt: Die meisten Wege hatten - im Wald wie in der Heide - mehr oder weniger steinhaltigen Untergrund, so dass man beim Radeln gut vibrationsmassiert wurde - vor allem, wenn man mit der vorgelegten Fahrgeschwindigkeit mitzuhalten versuchte. Das gelang mir immer nur kurzzeitig - danach streikten meine von Münsterländischen Radwegen verwöhnten Arm- und Sitzmuskeln, und ich wurde unwillkürlich langsamer.
3/6: Derart hübsche Designs schmückten viele Wege
Der Besuch am Silvestersee wurde mit einem Bad gekrönt. Hier zogen sich sogar zwei textile Wanderer spontan ihre Badehosen aus, nachdem sie sich bei uns abgeguckt hatten, dass man auch ohne baden kann. Auch bei zahlreichen anderen Begegnungen mit Sonntags-Ausflüglern erhielten wir viel Zuspruch.
4/6: Einladung zum Bade am Silvestersee
Zur Mittagsrast hatte in der Einladung gestanden, es sei „die (textile) Einkehr im Hotel Hof Tütsberg möglich“. Immerhin 90 Minuten verbrachten wir im Gartenrestaurant des Hotels, um wieder Kräfte für den Rückweg zu sammeln. Der führte uns dann noch über den Wilseder Berg, wo gleich zweien von uns der Ausruf „Dass ich das noch erleben durfte!“ entfuhr: Höhepunkt eines gelungenen Tagesausflugs!
5/6: Geographischer und Erlebnis-Höhepunkt
6/6: Zukünftiger Verlauf der Küstenlinie
1/6: Sommertag am Blauen Mittwoch vor Ostern
Am Blauen Mittwoch (vor dem Gründonnerstag und dem Schwarzen Freitag) war 2021 der erste »Sommertag« mit Höchst-Temperaturen über 25° - und das namensgebende Himmelsblau wurde nur vereinzelt vom Abgasdreck der wenigen Verkehrsflugzeuge gestört, die schon wieder die Atmosphäre mit Schadstoffen belasten - und das nicht nur mit CO2.
Vor einem Jahr, als die Corona-Beschränkungen noch neu waren, hielten sich (außer mir) fast alle an die damalige Regel »Bleib zu Haus«. Im Bericht 2020 heißt es: »... es waren nur wenige andere Radfahrer unterwegs, mit denen ich einen freundlichen Gruß austauschen konnte. Autos waren noch seltener, und Fußgänger traf ich gar nicht.« Das war dieses Jahr völlig anders. Fast schien es, als hätten die Menschen die kühleren Wetteraussichten für die Ostertage vor Augen und zogen kurzerhand ihren Osterausflug auf diesen blauen Mittwoch vor!
Mich zog es auch wieder aus, mein Lenkerthermometer zeigte um 15:30 Uhr stolze 25,7° - da freut man sich, wenn der Fahrtwind die Haut streichelt. Nach Besuch der Abraumhalden eines Strontianit-Bergbaustollens [das seltene Mineral SrCO3 wurde bis 1883 zur Herstellung von Zucker aus Zuckerrüben gebraucht, danach lernte man, das Verfahren der Zuckergewinnung auf das häufigere und daher billigere Coelestin (Strontiumsulfat = SrSO4) umzustellen] und eines 4500 Jahre alten Steinkistengrabs durchradelte ich die südlichsten Teile des Münsterlands bis hin zur Drei-Schlösser-Route.
4/6: Steinkistengrab aus der Jungsteinzeit
Die meisten Ausflügler, die mir begegneten, trugen auch keine Maske. Ich suchte mir als Ü70 für die Rast allerdings immer eine Bank aus, auf der ich den ganzen Platz für mich hatte - das hat trotz des teilweise dichten Radel-Ausflugsverkehrs geklappt. Der Saisonauftakt ist also gemacht: Jetzt kann der kühle, Gelbe Ostersonntag kommen (der hat seine Farbe wohl vom Eigelb der Ostereier).
Mehr zum Steinkistengrab:
Der Archäoastronom Dr. Steinrücken (Westfälische Volkssternwarte Recklinghausen) hat ermittelt, dass das Steinkistengrab im Dalmer eine astronomische Ausrichtung besitzt. Der nordöstliche Horizont aus Richtung des Steinkistengrabs wird geprägt durch den (für münsterländische Verhältnisse) markanten Bergrücken des Höxbergs. Tatsächlich rahmen die nördlichen Aufgangspunkte des Mondes - vom Steinkistengrab aus gesehen - zur Großen und Kleinen Mondwende die Bergflanken des Höxbergs ein. Dabei ist die Achse des Eingangsbereichs zum Grab sehr genau auf den nördlichen Punkt der Großen Mondwende ausgerichtet. [Tipp: Nächste Möglichkeit zur Überprüfung des Nördlichsten Mondaufgangs zur Großen Mondwende ist am 8. März 2025: Aufgang: 11:22 MEZ, Azimut ca. 40,7°. Quelle:
Besondere Mondstände.]
Ausrichtung auf den nördlichen Mond-Aufgangspunkt zur Großen Mondwende
Astronomisch entstehen diese Extremsituationen des Mondaufgangs dadurch, dass sich die Bahnneigungen der Ekliptik (scheinbare Sonnenbahn) von 23,5° und der Mondbahn von 5° gegen den Erdäquator zu 28,5° addieren oder zu 18,5° subtrahieren. Dass diese besonderen astronomischen Konstellationen die Ortswahl für eine jahrhundertelang genutzte Gemeinschafts-Grabstätte mitbestimmt hat, zeigt die Bedeutung der Himmelsereignisse für die damaligen Menschen.
Extrempunkte im Zyklus der Aufgangspunkte des Mondes (monatlich) und der Sonne (jährlich)
Der Aufgangspunkt der Sonne (gelb) wandert im Jahreslauf zwischen einem südlichsten (im Winter) und einem nördlichsten Punkt (im Sommer) hin und zurück. Der Aufgangspunkt des Mondes wechselt innerhalb eines Mondumlaufs (ca. 27 Tage) ebenso zwischen einem südlichsten und einem nördlichsten Punkt hin und zurück. Diese Extrem-Mondaufgangspunkte sind aber nicht konstant: Alle 18,6 Jahre liegen diese beiden Extrempunkte des Mondaufgangs deutlich weiter auseinander (ca. 100°) als die extremen Sonnenaufgangs-Punkte (ca. 80°) (»Große Mondwende«, rot), dazwischen liegen die beiden Extrempunkte des Mondaufgangs deutlich weniger weit auseinander (ca. 60°) als die extremen Sonnenaufgangs-Punkte (»Kleine Mondwende«, blau).
Tipp:
Astro-Artikel zur Großen Mondwende 2006. Eine (mathematisch ausgeschmückte) Arbeit von Dr. Steinrücken zum Thema »Sonnen- und Mondwenden« findet man in
Sonnen- und Mond-Wenden 2011 - wiss. Beitrag auf archaeoastronomie.org (sm_wenden2011.pdf)