Zum WNBR: 41 km im südlichen Münsterland unterwegs [19.06.23]
Der WNBR („World Naked Bike Ride“) am „Welt-Nackt-Radel-Tag“ findet seit 2001 in vielen Städten der Welt statt, der größte und bekannteste ist der Londoner, der am zweiten Junisamstag durch die City führt und jährlich zwischen 1500 und 3000 aktive Nacktradler anlockt. Sie demonstrieren damit (beharrlich, wenn auch immer noch vergeblich) für mehr Vorrang fürs Radfahren und die Eindämmung des Autoverkehrs.
In Deutschland gab es bisher nur wenige Ansätze für vergleichbare Aktionen: Gerichte und Ordnungsbehörden haben sich seit Jahren quergestellt und nackte Radel-Demos in Städten untersagt und sogar außerhalb von Städten mit erheblichen Restriktionen belegt. Berlin, Rastatt, Leipzig und Köln sind einige Stationen dieser Geschichte. Zuletzt wurde 2019 in Köln eine „Nacktradel-Fahrt in Badekleidung“ zugelassen - und überall in der Welt hat man über den offensichtlichen Unsinn der Ordnungsbehörde nur den Kopf geschüttelt.
So weit wollte es Georg aus Münster nicht kommen lassen: Er initiierte am 17. Juni eine 41 km lange Rundfahrt südlich von Münster-Hiltrup durch die Hohe Ward, die Davert und entlang des Dortmund-Ems-Kanals, also außerhalb geschlossener Ortschaften. 20 Nacktradler fanden sich zu dieser Tour zusammen, darunter zwei Frauen mit ihren Partnern. Das Wetter war seit Tagen warm, sonnig und beständig, so dass die äußeren Bedingungen für eine Nacktradeltour hervorragend waren.
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Der eigentliche Ansatz der WNBR-Fahrten als Demonstration wurde durch ein Banner mit WNBR-Aufschrift ausgedrückt, aber die meisten Menschen, die der Radelgruppe begegneten, reagierten nur auf das (auch im Münsterland noch) ausgefallene Outfit der nackten Radler, und nicht auf das WNBR-Banner am Gepäckträger. Auch die „Demonstranten“ selbst konzentrierten sich wohl mehr aufs Radfahren als auf das Beschwören von Verkehrsgerechtigkeit und das Erreichen von Klimazielen. Denn nicht einmal ein ganz kleines Rathaus lag am Wegesrand, vor dem man sich zu einer Spontan-Demo hätte versammeln können...
Zum Treffen auf dem Startparkplatz kamen alle Teilnehmer frühzeitig an, um ihre Räder nach dem Transport startklar zu machen. Los ging es dann zunächst in die Hohe Ward, ein Wassergewinnungsgebiet, das einigen noch von Wanderungen während der
Westfälischen Naturistentage (WNT) bekannt war.
Die fürs Münsterland typischen Komfort-Radwege erreichten wir dann am Dortmund-Ems-Kanal. Die Strecken waren gut genutzt, aber längst nicht so überfüllt, wie es an sonnigen Sonntagnachmittagen oft vorkommt. Am Samstag müssen die Menschen halt noch Proviant für den Sonntagsausflug einkaufen gehen - so hatten wir zwar auch zahlreiche Begegnungen, aber stets genügend Platz.
Auch abseits des Kanals ist das Münsterland reizvoll: Wir radelten durch die Bauerschaften mit Feldern und Wiesen, durch Waldbereiche mit üppig wachsenden, duftenden Pflanzen und Blumen, und fanden schließlich Platz für eine ausgiebige Mittagsrast auf einer frisch gemähten Heuwiese, die uns duftige Würze für unser mitgebrachtes Vesper spendete. Ein Storch, der auch gerade sein Mittagsmahl zusammensuchte, wagte sich bis auf nur 15 m an die lagernde Radlergruppe heran!
Auf einem Waldweg ließ sich dann eines der Räder nur noch schwer treten. Der Blick nach unten zeigte den Grund: Plattfuß am Hinterrad. Aber Friedhelm war zur Stelle und hatte passendes Werk- und Flickzeug in der Satteltasche. Mit routinierten Griffen und einigen helfenden Händen gelang es, einen Glassplitter als Verursacher zu erkennen und das Loch im Schlauch zu verkleben. Ich konnte das nur bewundern: Nach gut einer Vieltelstunde war die Reparatur geschafft - für die ich wahrscheinlich einen halben Tag gebraucht hätte... Bald konnte die Gruppe die Fahrt fortsetzen und erreichte nach 41 km wieder den Ausgangsparkplatz.
Zum Abschluss kehrten einige noch im nahe gelegenen Restaurant und Beach Bar „Düne“ ein, während andere sich gleich auf ihre zum Teil längere Heimfahrt begaben. Herzlichen Dank an Georg für die Tour-Initiative: Wir freuen uns aufs nächste Mal im Münsterland!
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