als natürlicher Teil der Natur
Nackt gewandert wurde schon von den Gründervätern der FKK-Bewegung zu Anfang des 20. Jahrhunderts. So berichtet Richard Ungewitter in seinem Buch "Nackt" (1908) von seinen nackten Wanderungen im Schwarzwald. Heute werden allein über die natury-Website Nacktwanderungen von insgesamt rund 1.000 km pro Jahr initiiert. Interessierte melden sich per Mail oder Anmelde-Formular beim Initiator an und bilden Wandergruppen von i. a. zwischen 10 und 30 Teilnehmer(inne)n.
ist Teil der Naturismus-Site
Wie kommt man denn auf die Idee, nackt zu wandern?
Ganz einfach: Weil unsere Kinder ein Eis schlecken wollten.
Wir waren den ganzen Tag am Badestrand, natürlich am FKK-Abschnitt. Als es dann am Nachmittag so richtig heiß war, kamen unsere Kinder auf die Idee: Können wir ein Eis essen gehen? Die Eisbude stand vielleicht 500 m entfernt und versorgte natürlich auch die Kinder vom Textilstrand mit der begehrten Erfrischung.
Aber wer kann schon Kindern ein plausibles Argument vortragen: "Zum Eisessen müsst ihr was anziehen!" So ein Quatsch! Den ganzen Tag springen wir nackt herum, und dann sollen wir beim Gang zur Eisbude Klamotten anziehen, nur weil da auch Badehosenträger ihr Eis kaufen? Das ist doch völliger Unfug!
Also gingen wir alle vier nackt zum Eisstand, und siehe da: Wir stellten uns problemlos nackt unter Textilträgern in der Schlange an und bekamen unser Eis, ganz ohne Aufpreis! Und weil es so gut schmeckte, machten wir noch einen kleinen Umweg an den Weiden entlang, auf denen die Kühe in der Sonne wiederkäuten, zurück durch das kleine Wäldchen zu unserem Strand.
Die erste, kleine "Nacktwanderung" war erfolgt. Und weil sie so schön war, haben wir sie des öfteren wiederholt und bald auch ausgedehnt. Und irgendwann sind wir dann auch nackt gewandert, ohne dass ein Aufenthalt am Badesee der Ausgangspunkt war. Denn nackt durch die Natur zu wandern macht immer Spaß - mehr noch: Es ist eine paradiesische Offenbarung!
Pfingstwanderung 2012 im Lahn-Dill-Bergland mit 95 Teilnehmern
Ist das auch etwas für mich? Soll ich das einfach mal ausprobieren?
Da muss ich mich doch schämen!
Ich will mir doch nicht so wie die Jungs auf dem Foto eine ganze Wanderung lang die Hand vors Geschlecht halten. Nee, zu einer Nacktwanderung kriegt mich so schnell keiner! Ich würde mich ja die ganze Zeit schämen, wenn jeder alles von mir sehen könnte.
Unsere Antwort: Als Naturist*in weiß man: Wir sind alle Geschöpfe Gottes oder Allahs oder der Evolution - zur Scham für unseren Körper besteht kein Anlass: Er ist uns geschenkt worden, und dafür können wir - so wie er nun 'mal ist - einfach nur dankbar sein!
Wofür also sollten wir uns schämen? Warum sollten wir unsere Körper voreinander verstecken? Für die kleinen Unterschiede, die uns geringfügig verschieden machen, sollten wir auch dankbar sein: Wenn wir alle gleich aussähen wie Roboter eines Produktionstyps und jeder mit jedem verwechselt wird - wären wir dann glücklicher?
Ich habe nichts zu verstecken - du etwa?
Aber ich bin zu dick. Aber ich habe zwei verschieden große Brüste. Aber ich habe so viele Leberflecken. Aber ich habe eine Operationsnarbe am Bauch. Aber mein Penis ist krumm. Aber mein Po ist nicht mehr straff. Aber ich habe fette Oberschenkel. Aber ich habe Orangenhaut.
Na und? Perfekt sind wir alle nicht. Sonst wären wir Filmsternchen oder Pornostars. Dann doch lieber normal! Unter Naturisten wird jeder ganz einfach so akzeptiert, wie er ist!
Und dass der Glanz der Jugend mit zunehmendem Alter seine Falten bekommt und an Elastizität verliert - das ist nun 'mal im Leben so, und viele der MitwanderInnen zeigen auch Spuren der Zeit. Aber der Wert eines Menschen in der Gemeinschaft wird nicht in Hüftumfang oder Oberweite gemessen sondern in seinen sozialen Kompetenzen wie Empathie und Sympathie.
Ist denn das erlaubt?
Während einer Rast am Mittellandkanal erhielten wir 2019 Besuch von der Polizei. Ein uninformierter Bürger hatte unsere Nacktwander-Gruppe an die Polizei gemeldet, weil er glaubte, dass wir etwas Schlimmes täten.
Taten wir aber nicht - wie wanderten nur und machten zwischendurch Rast. Zum Schluss des Gesprächs entschuldigten sich die Polizisten für die Störung und wünschten uns noch eine schöne Wanderung.
Nacktwandern ist nicht verboten
In den »Westfälische Nachrichten« äußersten sich 2018 der Polizeisprecher von Münster und der Chef des Bürgerordnungs-Amts der Gemeinde Senden zum nackten Wandern: »Nacktwandern ist keine Belästigung und nicht zu verfolgen - jedenfalls, solange es beim nackten Wandern bleibt.«
Und das bleibt es: Wir wissen genau, dass sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit Straftaten sind. Und wir wollen nur brav wandern und die Natur genießen - aber keine Straftaten begehen!
Aber: Was in Deutschland gilt, gilt nicht überall
Gesetze haben immer einen beschränkten Gültigkeitsbereich: Sie gelten in Staaten, in Bundesländern oder in Gemeinden. Hier muss man also immer genau hinsehen, denn in verschiedenen Gegenden können völlig verschiedene Gesetze gelten.
In den meisten Ländern ist Nacktheit in der Öffentlichkeit nur dann verboten, wenn sie sexuellen Zielen dient. In manchen Ländern ist Nacktheit in der Öffentlichkeit aber generell verboten und wird ggf. als Straftat verfolgt. Außerdem gibt es in allen Ländern Orte, an denen Nacktheit verboten ist.
Viele Länder (Frankreich, …) benutzen in ihren Gesetzestexten auch Begriffe, von denen nicht klar definiert ist, was sie genau bedeuten. Hier kann man dann nur auf die Rechtspraxis schauen und sich ansehen, welche Urteile Gerichte in der Vergangenheit getroffen haben – die Rechtspraxis allerdings unterliegt dem zeitlichen Wandel.
Ob man denn nun nackt sein darf oder nicht - darüber solltest du dich vorher informieren. natury hilft dabei mit Informationen zu einzelnen Ländern unter Nacktes Recht.
Was sagen denn die Bekleideten?
Die Reaktionen sind praktisch immer positiv. Die Textilträger, die uns begegnen, machen meist eine lustige, freundlich gemeinte Bemerkung. FKK ist akzeptiert. Zumindest in Deutschland - schließlich gibt es hier eine 100-jährige FKK-Tradition und (laut Zahlen der Reisebranche) rund 8 Millionen Menschen, die Urlaubsreisen mit einem FKK-Ziel buchen.
Trotzdem gibt es ganz gelegentlich auch Ablehnung, damit musst du auch rechnen. Jeder, der sich positioniert, der trennt - in Zustimmung und in Ablehnung. Vielfach beruht die Ablehnung naturistischer Aktivitäten aber auf Unwissenheit, und die können wir durch Information verringern.
Und wenn mir einer komisch kommt?
In einer Gemeinschaft nackter Menschen sind alle viel verständnis- und rücksichtsvoller, ja: zugewandter den anderen gegenüber. Das liegt wohl auch daran, dass man als Nackte(r) die eigene Verletzlichkeit sehr deutlich spürt und die Rücksicht, die man selbst erwartet, automatisch den anderen gegenüber entgegen bringt.
Du kannst also sicher sein, dass niemand dich in eine unangenehme Situation zu bringen versucht sondern im Gegenteil du herzlich aufgenommener Teil der Gemeinschaft sein wirst: In der Gruppe bist du gut aufgehoben!
Der erste Schritt...
... ist der schwerste! Das war übrigens bei uns allen so - selbst die heute eifrigsten Naturisten haben es sich vor dem ersten Mal x-mal überlegt, ob sie teilnehmen sollen, und wie das wohl so abläuft! Aber ist der erste Schritt einmal getan, wächst die Überzeugung sehr schnell, es richtig gemacht zu haben. Bereut hat es noch niemand!
Hier gibt es noch einige zu lesen. Hier geht es zur an einer Nacktivität. Hier geht es zum mit der Termin-Übersicht.