Auf historischen Wegen im Lahn-Dill-Bergland [11.09.22]
Im Spätsommer am ersten Septemberwochenende brachen wir zu einer 14 km langen und abwechslungsreichen Wanderung im Lahn-Dill-Bergland auf. Pünktlich zum Wanderstart öffnete sich die geschlossene Wolkendecke, um uns mit strahlendem Sonnenschein zu belohnen.
1/8 Nacktwandergruppe auf der Höhe
Unsere Tour führte uns auch über eine bereits von den Kelten erschlossene und in napoleonischer Zeit neu befestigte Handelsstraße. Vom frühen bis zum späten Mittelalter war sie ein wichtiger Fernhandelsweg.
Während unserer Wanderung konnten wir weitreichende Ausblicke genießen, und eine Raststelle bot uns sogar Fernblicke bis in den Taunus und den Westerwald. Dort haben wir uns an der Wanderbuchstation eingetragen und Grüße hinterlassen. Auf dem weiteren Weg wurde eine Burgruine besichtigt und eine Wiese mit vielen Herbstzeitlosen durchquert.
8/8 Zeichen der (Jahres-) Zeit: Die Herbstzeitlose
Den schönen Tag ließen wir gemeinsam bei einem kühlen Getränk und leckerem Essen ausklingen. - Horst (Bericht) · Rainer (Fotos)
Von der Glückseligkeit geküsst... [24.08.22]
Dieses Jahr habe ich mich zum ersten Mal bei den Westfälischen Naturistentagen (WNT) angemeldet, nachdem ich in den letzten beiden Jahren immer mal darüber nachgedacht, mich aber nie angemeldet hatte. Nun war es einfach an der Zeit, getreu dem Motto: „einfach machen“, die angebotenen Nacktwanderungen auszuprobieren.
Ich meldete mich für die Tage vom 19.08. bis 21.08.2022 an, und am selben Tag erhielt ich bereits eine freundliche mail mit allen Informationen zu Ort und Zeitpunkt, an denen die Wanderungen beginnen würden.
Da ich selber seit ein paar Wochen regelmäßige Nackt-Mountainbike-Touren durch den Taunus initiiere, hatte ich nicht mehr so große Vorbehalte, ob man einfach nackt durch die Gegend wandern könnte. Natürlich schwingt immer noch ein wenig Unsicherheit mit, aber die Überzeugung, dass ich hier in erster Linie etwas sehr wertvolles für mich selbst und dann auch noch in Gesellschaft von Gleichgesinnten machen wollte, das ließ die Bedenken so schnell schmelzen wie eine Kugel Eis in der Sommerhitze.
Am Freitag kam ich dann bei dem verabredeten Parkplatz an. Es war schon eine muntere Gruppe Naturisten anwesend, die sich bereits von den vorgehenden Jahren oder auch anderen Veranstaltungen kannten und sich im regen Austausch über die Erlebnisse der vergangenen Tage befanden.
Ich wurde freundlich begrüßt und schnell war ich in dieser geselligen Runde aufgenommen. So sind wir Naturisten einfach, unkompliziert und offen.
Pünktlich um 11:10 Uhr (eine kleine Zugabe, um wirklich jedem die Teilnahme zu ermöglichen) gab Rainer dann das Signal zum Aufbruch, und es machten sich die Wanderer dann unter seiner Leitung auf den Weg durch das wunderschöne Münsterland. Ich kann es kaum in Worte fassen, wie wunderbar das Gefühl einer Nacktwanderung ist. Für mich völlige Freiheit und eine Achtsamkeit für den eigenen Körper, die mir einfach sofort gute Laune macht.
Ich hatte zwar Schuhe an den Füßen und einen kleinen Rucksack auf dem Rücken, das störte mich bei meiner ersten Nacktwander-Erfahrung aber nicht. Einige meiner Mitwanderer verzichteten wirklich auf alles und waren teils barfuß und ohne Rucksack unterwegs, also eben völlig frei. Aber ich genoss jeden Meter, jeden Sonnenstrahl und jeden Lufthauch, jede Veränderung der Temperatur, wenn man von sonnigen Abschnitten in den Wald ging, oder wenn die Sonne durch ein Loch im Blätterdach auf den Körper schien.
Wie einfach kann Wohlbefinden sein! Für mich stellte sich eine innere Zufriedenheit ein, wie ich sie nur nackt erlebe, ich hatte förmlich das Gefühl, ich sei von der Glückseligkeit geküsst.
...oder: Meine erste WNT-Erfahrung
Rainer führte uns über wunderschöne Wege, durch Wiesen, an Höfen vorbei, durch wunderbare Buchen- und Eichenwälder, und hatte neben der Navigation immer ein offenes Ohr für schöne Gespräche und Anregungen. Insgesamt fiel mir die positive Stimmung unter allen Teilnehmer*innen auf. Die Gespräche grundsätzlich positiv und nicht so oberflächlich, wie ich sie für mich außerhalb der Naturisten-Szene teilweise wahrnehme. Ich hatte für mich den Eindruck, dass ich hier mit Menschen unterwegs war, die von der positiven Energie und Erfahrung eines Nacktivität regelrecht geflutet waren.
Nach etwa 2 Stunden kamen wir dann an den Dortmund-Ems-Kanal. Eine wunderschöne Wasserstraße mit erstaunlich klarem Wasser, die sich sanft durch die Landschaft zog.
1/3 Münsteraner Motto: Gemeinsam mit Rücksicht
Für mich als Hessen, wo man schöne Radwege wirklich suchen muss, war der zum Teil erneuerte Radweg eine echte Sensation. Mit gut 3 Metern Breite und einem ganz neuen Belag, sowie einer LED-Beleuchtung, die nachts per Bewegungsmelder gesteuert wird, um energiesparend und effizient die sichere Benutzung des Weges zu ermöglichen, war ich von diesem Fußgänger- und Radfahrer-Highway schwer beeindruckt. Und die Schilder, die auf gegenseitige Rücksicht hinwiesen, passten doch auch ganz hervorragend zu dem Motto unserer Nacktwanderung.
2/3 Zu diesem Motto bekennt man sich gern
Dieses Motto passt einfach immer! Dies versuchen auch wir zu leben, und die zahlreichen Begegnungen, die wir im Laufe des Tages hatten, haben sich diesem Motto verpflichtet. Wir haben immer auf die anderen Verkehrsteilnehmer geachtet, sind schon zeitig auf die Seite gegangen um zu signalisieren, dass man sich gesehen hat und haben freundlich gegrüßt. Und wirklich fast immer waren die Reaktionen freundlich und von einem Lächeln begleitet.
Nur ein einziges Mal hat sich eine ältere Dame vor lauter Empörung auf dem Rad die Seele aus dem Leib gebrüllt. Ich hoffe, sie hat sich recht schnell beruhigt und noch einen schönen, sonnigen Tag gehabt.
Am Kanal machten wir dann Pause und trafen uns mit der Radfahrer-Gruppe, die auch kurze Zeit später eintraf. Man tauschte nicht nur Eindrücke, sondern teilweise auch kleine Häppchen und Stullen untereinander aus, und auch hier verliefen alle Begegnungen mit anderen Spaziergängern und Radfahrern durchweg positiv. Ich bin mal so frei und sage: Es liegt auch einfach an der positiven Stimmung so vieler Naturisten, dass die Begegnungen immer so gut verliefen. Das ist sicherlich ansteckend!
3/3 Kunst an der Kanalbrücke
Bevor sich die Wander- und Radfahrer-Gruppe wieder trennten, nutzten wir noch die Gelegenheit zu einem kleinen Gruppenfoto (bei dem sich allerdings nur etwa die Hälfte der Teilnehmer*innen hat ablichten lassen) um dann auf getrennten Routen wieder Richtung Endpunkt aufzubrechen.
Die Wandergruppe passierte dann das Venner Moor, und Rainer versorgte uns noch mit einigen Informationen zu dem geschichtlichen Hintergrund. Auch hier war die Strecke wieder ein Genuss, die Wege führten durch wirklich tolle Waldstücke, durch Kulturflächen mit wunderschönen, gepflegten Höfen.
Und irgendwie war die Wanderung dann viel zu schnell zu Ende. Allerdings muss ich gestehen, dass ich schon unglaublich erschöpft war, das wurde mir dann aber erst am Auto klar, als die schmerzenden Füße sich mit einer daumengroßen Blase meldeten, die ich nach einer erfrischenden Dusche im Hotel erst einmal versorgen musste.
Fazit: Ich bin unbeschreiblich dankbar, dass die Initiatoren des WNT die Arbeit und Mühe auf sich nehmen, die Touren zu erkunden, die Kommunikation des Events und der Anmeldungen abzuwickeln, für ihre Freude am Naturismus, und dass sie diese mit allen Interessierten teilen. Herzlichen Dank speziell an Rainer und Mic, an die tollen, offenen Naturisten, die ich auf der Tour begleiten durfte und die diesen Tag so wertvoll gemacht haben.
Und an alle, die überlegen an einer solchen Tour teilzunehmen: Macht es – ihr werdet es nicht bereuen! - Ralf