transpa
„Auf Theaterbühnen und in Kunsthäusern ist der nackte Körper gang und gäbe, im Stadtraum kommt er nicht oder nur selten vor, ganz im Unterschied zu Skulpturen, Plastiken, Strassentheater, Flashmobs, Material-Inszenierungen, künstlerischen Statements, performativen Interventionen. Sie sind im öffentlichen Raum mittlerweile gern gesehen und werden an urbane Festivals eingeladen, explizit um anzuregen und zu irritieren. Es darf mittlerweile im Stadtraum alles gezeigt und performt werden, was auch im Kunstraum und im Theater stattfindet, nur der nackte Körper scheint hier ein Tabu zu sein. Im Kontext von Passantenöffentlichkeit wird er nach wie vor oder wieder gebüsst oder gebannt, wie jüngere Erfahrungen in Biel, Zagreb, San Francisco, Barcelona und England zeigen.
Das ‚Naked Performance Festival‘ will das ändern. Es will Möglichkeiten des nackten Körper im städtischen Raum und Alltag ausloten und dazu beitragen, ihn hier als Mittel künstlerischer Gestaltung zu etablieren. Das Festival findet im Zentrum von Biel/Bienne statt. Diese zweisprachige Schweizer Stadt gilt als tolerant, offen und bezüglich experimentellen Projekten aufgeschlossen. Nach einer liberalen Bewilligungspraxis 2009 für eine Performance mit 18 Nackten wurde ein ‚Stadtspaziergang mit Nacktakzenten‘ 2014 allerdings nur noch teilweise bewilligt. Die Durchführung des nichtbewilligten Teils hatte eine Busse zur Folge. Das ‚Naked Performance Festival‘ 2015 ist wieder polizeilich bewilligt. Es beschränkt sich auf die Fussgängerzone der Innenstadt.“
 – Quelle: „Body and Freedom Festival – Nackt Performance Festival im Stadtraum“ (ritualtheater.ch), 2020, Layout vom Verfasser geändert

Body and Freedom Festvals (videos and photos)
„Body and Freedom Festval“ (bodyandfreedom.com)

„Thomas Zollinger (1952) lebt und arbeitet in Biel und Zürich. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen partizipative und performative Inszenierungen des menschlichen Körpers, ohne Objekte, Requisiten, ‚Material‘. Inspiriert durch Begegnungen mit Zygmunt Molik, Walter Pfaff und anderen, die mit Jerzy Grotowski zusammengearbeitet oder von seinem ‚Theater Lab‘ die körperbetonten Trainings übernommen haben, erarbeitete er vier Performance-Konzepte des ‚Ritual Theater‘ (1994-1998). Leere Ladenlokale wurden zu nach aussen hin geöffneten Theaterräumen mit bis zu 28 Teilnehmenden. In den mindestens 6 Stunden dauernden Performances ergab sich eine Minimalisierung der Handlungen, was zu verschiedenen Projekten des Gehens und des Stehens führte (12 Stunden Gehen 1997). […]
Thomas Zollinger ist Initiant und Veranstalter des international ausgerichteten ‚Body and Freedom Festival‘, das explizit und behördlich bewilligt den nackten Körper im öffentlichen Stadtraum thematisiert. Es fand 2015 zum ersten Mal in Biel statt, 2018 ein weiteres Mal in Zürich. […]“
 – Quelle: „Portfolio Thomas Zollinger“ (ritualtheater.ch), 2020, Layout vom Verfasser geändert