Der Wanderbericht von den NEWT 2016 erzählt von einem Kontakt der nackten Bergwanderer mit der Polizei, der in dem Wunsch „Dann wünschen wir noch einen schönen Urlaub!“ eines der Polizisten endete. Autor ist Roberto aus Sachsen.
Il Dragun de Macun (Der Drache des Macun) [10.02.2018]
Hoch über die Täler erhebt sich Macun. Ein geheimer Ort mit 23 Gletscherseen. Der Gletscher ist versteckt unter riesigen Massen von Urgestein. Und seit es hier Menschen gibt, erzählen sie sich die Geschichte des Dragun, des Drachen, der hier unter dem Eis in einer geheimen Höhle schläft. Wie sieht er aus? Keiner hat ihn gesehen, bis ...
Da kommt er heraus, nähert er sich einer Frau. Keine Angst, Drachen haben eine gute Seele.
Sie hat keine Angst. Und schon bald trägt er ihre schwere Tasche. Und zusammen machen sie sie auf den langen Weg hinunter ins Tal.
"Hast du nicht kalt?", fragt sie ihn. "Wieso? Ich habe doch Feuer im Blut!" Wenn ich Lust habe, schmelze ich etwas Eis in meiner Höhle. Unten auf Zeznina will er zurück, doch sie möchte, dass er weiter mitkommt, bis zur Alp, bitte. Drachen sind scheu, wollen nicht gesehen werden. Drachen sind neugierig. Auch auf der Alp ist keine Menschenseele. Schnell leert er ihre Tasche auf den Boden, schaut sich alles an und geht sinnierend zurück nach Macun an die Sonne. Am Abend verschwindet er in seiner Höhle.
Noch immer höre ich ihn. Er atmet schwer nach seinem Aufstieg durch das Schattental, liegt erschöpft in seiner Höhle, Felsbrocken von Amphibolit überall. Farbe grau bis graugrün, grünlich-schwarz liest er in seinem Büchlein, wenn er etwas Feuer speit. Dichte 2,75 bis 3,15, steht da. Hauptgemengeanteile sind Hornblende und Plagioklas-Feldspat, heißt es weiter. Biotit, Chlorit, Granate, Epidot. Das tönt gefährlich. Amphibolit besitzt grosse Festigkeit und ist wetterbeständig. Das beruhigt den Dragun, und feuerfest wird er wohl auch sein. Aber das auszuprobieren, dazu fehlt ihm die Kraft. Er schläft lieber, bis es wieder Sommer wird. Es war schön mit ihm zu wandern.
Er wohnt an den Lais d' Immez unter dem Gletscher. Aber: Bitte nicht weiter sagen!
Text und Fotos: Peter, 16. Oktober 2017 Wikipedia-Artikel zu den Macun-Seen
Wanderbericht von den NEWT 2016 [20.01.2018]
Nackte Bergwanderung im Pongau (Salzburger Land, Österreich) am Sonntag, den 10. Juli 2016
Der Bericht von Roberto enthält eine nette Begegnung mit der österreichischen Polizei
22 internationale Teilnehmer der NEWT (Naked European Walking Tour) fuhren mit Autos von ihrer Gemeinschaftsunterkunft, einem alten Bauernhaus, zum Startpunkt ihrer ersten gemeinsamen Berg-Wanderung 2016 in den Ort Weng-Goldegg. Schön säuberlich aufgereiht parkten sie dort also für einige Stunden ihre 5 PKW aus Italien, Deutschland und Frankreich an einem Straßenrand. Und ganz sittsam, doch dem sonnig-warmen Wetter gemäß leicht bekleidet, standen die Wanderer in kleinen Grüppchen umher und studierten erst einmal ihre Wanderkarten.
Am Startpunkt
Die Wanderung beginnt
Das Tauernmassiv
Diese erste Tour sollte eine leichte sein, dennoch wollte sie uns schon viel bieten. Wir wanderten über den Ort Enkerbichl, wo eine junge Frau im Garten des Hauses Nr. 14 flotte Alpenmusik auf Harmonika übte, und weiter immer schön bergauf in den sonnendurchfluteten "Wenger Wald" hinein.
Endlich konnten wir unsere letzte Bekleidung wegpacken und uns mit naturistischem Elan an den weiteren Aufstieg machen.
Irgendwo oberhalb des dichten Waldrandes brauchte die Mehrheit der Teilnehmer dann eine größere Pause. So rasteten wir auf einer Almwiese, zwischen Felsbrocken und Alpenblumen, im Schatten einer Baumgruppe.
Durch den Wenger Wald
Eine Bergwiese mit vielen Blumen
Blick in den blauen Himmel
Und ganz nebenbei genossen wir den bereits hier fantastischen Blick in Richtung Süden - das Tauernmassiv lag in voller Pracht vor uns.
Nach Plan wollten wir über den Almweg in Richtung Schneebergkreuz (1938m) wandern, mit den Zwischengipfeln Gamskögerl (1746m) und Hochegg (1817m). Doch es wurde bald klar, daß wir uns an diesem ersten Tag höhenmäßig begrenzen mussten - als große, geschlossene Gruppe war der geplante Weg heute nicht zu schaffen.
Wir wählten also einen Rückweg, der uns an einem Almgehöft am Wegesrand vorbei führte. Das hölzerne Gebäude war verschlossen, es schien leer. Ein paar freundliche Rinder schauten uns nach.
Unsere Wandergruppe war inzwischen deutlich in die Länge gezogen: Jeder genoss diesen herrlichen Sonntag auf seine Weise.
Vielleicht auch, weil ich jede zweite Alpenblume in dieser abwechslungsreichen Natur fotografieren musste, war ich plötzlich der Letzte zusammen mit dem britischen Wanderfreund, der als "Lumpensammler" eingeteilt war, um die "Herde von hinten zu hüten" - eine sehr sinnvolle Sache, wenn aus einer großen Gruppe verschiedensprachiger und teils Alpen-unerfahrener Nacktwanderer keiner verloren gehen soll.
Am Hang
Ein Holzhaus am Wegesrand
Es entstanden viele Fotos
Jedenfalls erwies sich meine Bummelei als Vorteil für den Moment, da eben zwei Polizeibeamte um die Kurve auf uns zu kamen: "Halt, Polizei, bleiben Sie mal stehen - was machen Sie hier?!"
Nun, mein Begleiter verstand kein Wort Deutsch, geschweige denn den örtlichen Pongau-Dialekt. So bediente ich die beiden Beamten auf meine Art: "Er kommt aus England und versteht kein Deutsch. Wir sind Nacktwanderer, internationale Besetzung, ca. 25 Leute, eine Woche Alpenwandern, weil's hier bei Ihnen so schön ist! Und weil wir die Gipfel heute nicht schaffen, wandern wir jetzt zurück zu unseren Autos."
"Sind das also Ihre Autos, da unten in Goldegg?"
"Ja."
"Und da wandern Sie nackt zu den Autos?"
"Nein, das tun wir nicht, wenn wir in Ortschaften kommen, ziehen wir uns 'was an."
"Das ist Ihr Glück, sonst müssten wir Sie alle mit auf die Wache nehmen! - Wer ist denn der Anführer der Gruppe?"
"Der heißt Richard Foley, auch Engländer, ist aber bestimmt schon einen Kilometer weiter unten."
"Wo sind Sie denn alle untergebracht?"
"Wir haben ein großes Haus angemietet, in Dienten am Hochkönig.“
"Wo da genau? ... Ah ja, kennen wir. - Wie finden Sie sich denn überhaupt alle zu so einer Aktion zusammen?"
"Das ist heutzutage ganz einfach: über's Internet -> www.naktiv.net"
"Ja, also wir wurden vom Besitzer des Grundstückes da oben gerufen, er hatte Bedenken, weil Sie alle nackt sind. Da müssen wir natürlich schauen, was los ist."
"Ja klar, kein Problem."
"Dann wünschen wir noch einen schönen Urlaub!"
"Danke schön!"
Toll, dachte ich, bloß schade, dass mein Begleiter kein Wort verstand...
Nun den Waldpfad hinunter zur Gruppe aufzuschließen, war für mich als Barfußläufer nicht ganz ungefährlich. Doch mein Mitteilungsbedürfnis, den anderen Wanderern die Wünsche der Polizisten mitzuteilen, war nicht zu bremsen.
Prächtige Blumen-Vielfalt
Freier Blick ins Tal
Eine willkommene Duschgelegenheit
Das gelang dann jedoch leichter als erwartet: Durch eine "kalte Dusche" mittels eines (wie bestellten) kleinen Wasserfalls, in der einige von uns herumsprangen wie fröhliche, kleine Kinder.
Nach Zeitplan viel zu früh, aber doch ziemlich zufrieden beendeten wir unseren ersten Wandertag in unserem Gemeinschaftshaus mit einem fantastischen Abendessen, das mehrere kochwütige NEWT-Teilnehmer(innen) extra für uns bereiteten. So schön kann Nacktiv-Urlaub sein!
Text und Fotos: Roberto