Nackt im Theater in Jena [21.02.20]
Für Samstag, den 15.02.2020, hatte das Theaterhaus Jena Interessierte eingeladen, die Aufführung des Schauspiels „Nackt“ selbst nackt zu erleben.
Jenas Wahrzeichen: Anatomieturm (Ruine) und JenTower
„Sechs Menschen stehen auf einer Bühne. Sechs Körper, die vor der Aufgabe stehen, als solche sichtbar zu werden. [...] Heute mit FKK-Bereich!“.
Über 50 Naturist(inn)en aus Deutschland und einigen benachbarten Ländern nahmen diese Einladung zum Anlass, die Stadt Jena kennenzulernen und die Theater-Aufführung nackt zu besuchen. Einige nahmen an der offiziellen Stadtführung teil, andere nutzten die Gelegenheit zu einem mehrtägigen Kurzurlaub in Thüringen.
Am Abend im Theaterhaus konnten alle, die nackt sein wollten, ihre Kleidung in einem Nebenraum ablegen. Vor der Aufführung trafen sich nackte und bekleidete Besucher(innen) im Empfangsraum, und es ergaben sich zahlreiche, lebhafte Gespräche über Nacktheit und Kunst.
Die nackten Theaterbesucher wurden zuerst eingelassen. Das Theaterhaus hatte die vorderen Sitzreihen zum "FKK-Bereich" erklärt. Ein Mitarbeiter des Theaters fertigte ein Erinnerungsfoto von denjenigen an, die auf diesem Foto sichtbar sein wollten. Danach wurden auch die bekleideten Besucher eingelassen.
Fünf Schauspielerinnen, darunter Regisseurin Lizzy Timmers, und ein Schauspieler sprachen, standen, gingen, sprangen, liefen mal bekleidet, mal nackt, mal teil-bekleidet – angepasst an das Thema der jeweiligen Szene. Gesellschaftliche und historische Zusammenhänge und Hintergründe haben sie zwischendurch immer wieder einmal erläutert. Blicke, Körperhaltungen und Sprache betonten die gespielten Emotionen - z. B. in einer Szene, in der zwei nur mit Schuhen bekleidete Frauen ihre Nacktwanderung für eine Rast unterbrachen, während ihnen ein bekleidetes Wanderpaar begegnete - die Bandbreite ihrer dargestellten Emotionen und Reaktionen war beeindruckend.
Es wurde ein spannender und kurzweiliger Abend, der eine Vielfalt verschiedener Aspekte der Nacktheit thematisierte. Die ca. zwei Stunden der Aufführung vergingen wie im Flug. Anschließend hatten die Theaterbesucher(innen) Gelegenheit, im nahe gelegenen „Theatercafé“ ihre Eindrücke mit den Schauspieler(inne)n und anderen Besucher(inne)n zu diskutieren.