Gern wird der Schweizer Naturmediziner
Arnold Rikli (1823-1906), Begründer der »Atmosphärischen Kur«, bei der Licht- und Luftbäder eine wesentliche Rolle spielen, als Beginn der FKK-Bewegung deklariert. Rikli war ein Anhänger der sogenannten Lebensreform und beeinflusste u. a. den Maler und Sozialreformer
Karl Wilhelm Diefenbach (1851–1913), der in Wien eine Landkommune nach den Prinzipien Riklis gründete.
Als noch früherer
Anhänger nackter Lebenskultur wird auch
James Burnett Lord Monboddo (1714–1779), ein schottischer Jurist und Linguist zitiert, der das Nacktbaden als Wiedererwachen der altgriechischen Nacktkultur pries und praktizierte. Es fand literarische Erwähnung in Georg Christoph Lichtenbergs (1742–1799) Buch
Das Luftbad.
Das Luftbad«, Kapitel 10, von Georg Christoph Lichtenberg:
Dass den nackenden Körper ganz einer angenehm kühlen oder auch selbst einer kalten Luft auf kurze Zeit auszusetzen, eben die Wirkung ungefähr tut, wie das kalte Bad, wenigstens die angenehme Wärme beim Ankleiden hervorbringt, wie ein mäßig gebrauchtes kaltes Bad, werden vermutlich mehrere unserer Leser aus der Erfahrung wissen. Ja bei der guten Wirkung des kalten Bades selbst ist es ungewiß, wie viel davon der Berührung der Luft zugeschrieben werden muß, die nun, nachdem der Leib von allen unmerklichen Unreinigkeiten die die Ausdünstung zurück läßt, gereinigt ist, desto näher an den Körper antreten, und die beste Wirkung in kurzer Zeit hervorbringen kann. Vermutlich ist auch die Sache von Ärzten schon weiter untersucht worden als mir bekannt ist. Ich führe hier nur an, daß Franklin, dessen flüchtigste Äußerungen immer mit Respekt gehört zu werden verdienen, ein großer Freund von dem Luftbad gewesen ist. Besonders verdient aber hier erwähnt zu werden, das, freilich sonderbare, Cabinetstückchen von einem Menschen, ich meine Burnet Lord Monboddo, ein bekanntlich schwer gelehrter Mann. Der berühmte Schauspieler Foote nannte ihn eine Elzevirsche Ausgabe von Dr. Johnson, vermutlich weil sein Anblick weder an Koloß noch Bär erinnert, wovon das Kaliber des erstern und die Sitten des letztern leicht jedem ins Gedächtnis kommen mußten, der das Glück hatte den Doktor zu sehen, oder das Unglück ihm zu widersprechen. Man weiß leider freilich, daß Lord Monboddo glaubt, die Menschen wären ehemals riesenmäßig und dabei geschwänzt gewesen; daß er sogar deswegen den Weltumseglern Untersuchungs-Plane vorgelegt hat, die Sache aufs Reine zu bringen; daß er glaubt er spreche das Griechische völlig so aus, wie man es ehemals zu Athen ausgesprochen habe; daß er sich mit Öl salbt wie die Alten etc. Alles dieses kümmert uns hier wenig, genug er nimmt sehr oft ein Luftbad, das ist, er macht sich ganz nackend, in freier Luft, eine starke Bewegung, und glaubt, daß er es diesem Verfahren zu danken habe, daß er sich in seinem siebenzigsten Jahre noch so jung fühlt, als in seinem dreißigsten. Auch hat man mir erzählt, daß er die Fräulein Burnet, seine Töchter, zuweilen nötigen soll, dieses Bad zu gebrauchen, welches wegen der großen Durchsichtigkeit der Luft und (da man bei Tage baden muß) der großen Scharfsichtigkeit der im Stande der Schuld Lebenden wegen, immer eine bedenkliche Kur ist. Dieses alles war längst bekannt, und man achtete nicht viel darauf. Nun aber fängt doch die Sache an ernstlicher zu werden, wenigstens ist sie nun dahin gebracht, daß man davon reden kann, ohne zu fürchten, durch gesuchte unnütze Grübelei die Würde der Naturlehre, oder durch mutwillig scheinende Vorschläge die Majestät der Sittsamkeit und Unschuld zu beleidigen.