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Erste Ansätze im 18. Jahrhundert: James Burnett Lord Monboddo

Die FKK-Bewegung ist die Zusammenfassung aller naturistischen Theorien und Praktiken, die in der Welle der FKK-Vereine, vornehmlich im Deutschland des 20. Jahrhunderts, ihre markantesten Ausprägungen fand.
Arnold Rikli
Gern wird der Schweizer Naturmediziner Arnold Rikli (1823-1906), Begründer der »Atmosphärischen Kur«, bei der Licht- und Luftbäder eine wesentliche Rolle spielen, als Beginn der FKK-Bewegung deklariert. Rikli war ein Anhänger der sogenannten Lebensreform und beeinflusste u. a. den Maler und Sozialreformer Karl Wilhelm Diefenbach (1851–1913), der in Wien eine Landkommune nach den Prinzipien Riklis gründete.
Als noch früherer
James Burnett
Anhänger nackter Lebenskultur wird auch James Burnett Lord Monboddo (1714–1779), ein schottischer Jurist und Linguist zitiert, der das Nacktbaden als Wiedererwachen der altgriechischen Nacktkultur pries und praktizierte. Es fand literarische Erwähnung in Georg Christoph Lichtenbergs (1742–1799) Buch Das Luftbad.
Dennoch gilt als Beginn der FKK-Bewegung der Wechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert. 1891 erschienen in Heinrich Pudors Verlag mehrere Schriften zur Lebensreform und 1892 sein Buch »Nackende Menschen, Jauchzen der Zukunft«, das erste bedeutende deutschsprachige Werk zum Naturismus. 1898 wurde in Essen der erste FKK-Verein gegründet, 1906 legte Richard Ungewitter mit seinem Buch »Nackt« die erste umfassende Fundamentierung des Naturismus vor, die als Startpunkt der Breitenwirkung der damals zunächst so genannten Nacktkultur gelten kann. Erst später setzte sich der Begriff Freikörperkultur (FKK) durch.
Heinrich Pudor (1865-1943) promovierte
Heinrich Pudor: Nackende Menschen (Titelseite) - Autor Heinrich Scham (Pseudonym)
1889 über »Schopenhauers Metaphysik der Musik in seiner Welt als Wille und Vorstellung«. Er trat nur für kurze Zeit die Nachfolge seines Vaters als Leiter des Königlichen Konservatoriums in Dresden an, gab dieses aber ab, nachdem er sich wegen Deutschtümelei vehementer Kritik ausgesetzt sah. Danach gründete er einen Verlag (München, Berlin, später Leipzig), in dem er ausschließlich eigene Werke publizierte – überwiegend Lyrik und Erbauungsschriften, die Darlegungen seiner »Lebensreform« enthielten. 1893 zog er nach London.

Pioniere Anfang des 20. Jahrhunderts: Richard Ungewitter und Adolf Koch

Richard Ungewitter (1869-1958) war Gärtner und einer der frühen Pioniere der Freikörperkultur, die damals noch »Nacktkultur« genannt wurde.
Richard Ungewitter nackt an seinem Schreibtisch
Sein erstes Buch »Die Nacktheit« erschien im Januar 1906 unter dem vollständigen Titel »Die Nacktheit in entwicklungsgeschichtlicher, gesundheitlicher, moralischer und künstlerischer Sicht«. Die Obrigkeit versuchte mehrfach, das Buch zu verbieten, aber die vom Gericht geladenen Gutachter plädierten zu Gunsten Ungewitters, so dass alle Verbotsversuche scheiterten.
In den folgenden Jahren veröffentlichte Richard Ungewitter weitere Bücher, mit denen er für die Nacktkultur warb. Das bekannteste seiner Werke ist wohl das 1908 erschienene Buch »Nackt«, in dem er auf die Kritiker seines Buchs »Die Nacktheit...« eingeht. Ebenfalls 1908 gründete Ungewitter die »Vereinigung für hygienische, ethische und ästhetische Kultur«. Dies war die zweite FKK-Gruppe in Deutschland nach dem 1898 gegründeten Verein in Essen. Sie erreichte eine Stärke von rund 50 Mitgliedern, hauptsächlich in Süddeutschland.
Später wandte Ungewitter sich offen dem nationalsozialistischen Gedanken der »Rassenhygiene« zu und verlor für die Naturistenbewegung an Bedeutung. In seinen Büchern »Nacktheit und Kultur« (1920) und »Nacktheit und Aufstieg« (1922) wurde dieser Gedanke bereits aufgegriffen und mit der Nacktkultur vermengt.
Adolf Koch (1896-1970) Adolf Kochversuchte als Lehrer seine reformerischen Vorstellungen von einer »neuen Erziehung« zu verwirklichen. Dazu gehörte, das Verhältnis von Geist und Körper auf eine neue Grundlage zu stellen.
Der Sportunterricht wurde seiner Meinung nach vernachlässigt, indem er sich auf monotone Turnübungen beschränkte. Koch setzte sich auch engagiert für die damals noch nicht selbstverständliche, tägliche Körper- und Zahnreinigung ein.
Koch machte sich nun an die Entwicklung einer modernen, allgemeinen Körper- und Haltungsschule in Verbindung mit freier, tänzerischer Gymnastik, besonders engagiert konzipierte er spezielle Übungen für Kinder. Die Freude an der Bewegung, den Spieltrieb und das phantasievolle Vorstellungsvermögen der kleineren Kinder ließ er dabei mit einfließen. Für die älteren Kinder entwickelte er Übungen, die besonders die physikalische Wirkung von Schwer- und Schwungkraft einbezogen.
Koch war es wichtig, dass Jungen und Mädchen gemeinsam übten, denn die Kinder sollten auch Respekt vor dem Körper des anderen Geschlechts erlernen und erfahren, dass Nacktheit an sich nichts Sexuelles ist. 1923 beendete Koch seine Gymnastiklehrerausbildung.
1924 gründete er sein Institut für Freikörperkultur und die Körperkulturschule Adolf Koch, in der er nackten Sport und z. B. auch nackten Tanz lehrte und praktizierte, und mit denen er im Lauf der Zeit dreizehn Gymnastikschulen in Deutschland aufbaute. Zu deren Programm gehörte neben der Gymnastik auch Wechselduschen, Höhensonnenbestrahlung, ärztliche Untersuchungen und Betreuung, Aussprachen zu allen Problemen und weitere Unterrichtsstunden.
Er selbst zu seinem Programm: »Spaß und Freude an der Bewegung stehen stets im Mittelpunkt. Selbstverständlich lassen sich diese lockeren Gymnastik-Stunden auch in freier Natur durchführen.«

Ergänzung zu Adolf Koch von deacademic.com (die Website ist nicht mehr verfügbar): Den Erfolgen dieser Schulen gingen harte Kämpfe voran. Mehrere Gerichtsverfahren wurden gegen ihn angestrengt, keines führte zu einer Verurteilung oder zur Schließung von Schulen. Die Prozesse kosteten Zeit und Kraft, machten Koch aber auch bekannt. Härter traf ihn nach 1933 das totale Verbot durch die Nationalsozialisten. Seine Institute wurden geschlossen, auch, weil er sich weigerte, sich von seinen jüdischen Mitarbeitern zu trennen. Seine Schriften standen auf der Liste der »verbotenen und undeutschen Bücher« und wurden bei der Bücherverbrennung in Berlin öffentlich verbrannt. Koch ließ sich nicht beirren, er arbeitete illegal weiter, gründete nacheinander unter anderem Namen zwei neue Institute und half vielen Juden und anderen NS-Verfolgten. Offiziell war er während des Krieges u. a. als Leiter für Verwundetensport und der Nachbehandlung von Versehrten (Schloss Marquardt bei Berlin) einberufen.

Der ipng  Familien-Sport-Verein Adolf Koch e. V. in Berlin existiert bis heute. Seit der Gründung 1951 bis zu seinem Tode 1970 war Adolf Koch Vereins-Vorsitzender.

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