Wanderwochenende in der Südeifel [24.05.22]
Marita und Herbert hatten eine Gemeinschaftunterkunft in der Südeifel
angemietet, um zusammen mit Interessierten drei Wandertouren zu
unternehmen. In der Unterkunft waren wir zu 13 bzw. 15, an den
Wanderungen nahmen dann noch weitere Tagesgäste teil, so dass wir an den drei Tagen jeweils zu mehr als 20 Personen nackt unterwegs waren. Die Teilnehmenden kamen aus verschiedenen Regionen Deutschlands, den Niederlanden, Belgien und Kalifornien. Die beiden aus den USA reisen gerade zwei Monate lang durch Europa, hatten nach 'nacktwandern' gegoogelt, die natury-Website entdeckt, für nützlich befunden und sich für zwei Nacktwander-Tage entschieden.
Freitag 20.: »NaturWanderPark delux: Felsenweg 6 - Teufelsschlucht (Ernzen)«
Wir starteten auf einem
Wanderparkplatz östlich der Straße von Bollendorf nach Ferschweiler
etwas obwerhalb von Schloss Weilerbach.
Über 17 km und über 400 Höhenmeter auf dem Ferschweiler Plateau rund um
Ernzen und durch die die Teufelsschlucht standen auf dem Programm. Lange
wanderten wir auf barfuss-tauglichen Wegen durch Wald auf einem Höhenzug
an der Sauer / Sûre, die ein Durchbruchstal durch den sog. Luxemburger
Sandstein geschaffen hat und hier gleichzeitig Grenze zu Luxemburg ist.
Wir hatten immer wieder schöne Ausblicke in das Flusstal und in das
Mittelgebirge in Luxemburg.
1/18 Tierlicher Gegenverkehr
Beim Aufstieg kam uns ein Paar mit Hunden an der Leine entgegen: Er
vorn, sie hinten; mehrere Hütehunde passten auf, dass eine Herde von
mehreren hundert Schafen sowie ein Esel den gewünschten Weg einhielten.
Die Schäferin antwortete auf unsere Frage, wieviel Schafe das denn
seien, schulterzuckend und fröhlich wirkend, geradezu philosophisch,
dass sie etwas anderes als Schäfer geworden wären, wenn sie so weit
zählen könnten. Zu langes "Schäfchen zählen" kann ja auch Müdigkeit
verursachen und spontanes Einschlafen bewirken...
Aufgrund der körperlichen Aktivität bei 29°C Lufttemperatur und recht hoher
Luftfeuchtigkeit freuten wir uns über überwiegend schattige Passagen im
Wald – kamen sehr ins Schwitzen und brauchten viel Trinkwasser. Die
Wetterprognose, die vor der Möglichkeit des Eintretens unwetterartiger
Ereignisse warnte, ohne angeben zu können, ob, wo, wann und wie stark
dies eintreten würde, erfüllte sich zum Glück nicht – nur gefühlt drei bis
fünf Regentropfen verdampften auf der Haut. Notfalls hätten wir uns
angezogen und die näherungsweise kreisförmige Tour auf der Straße
Ernzen–Ferschweiler–Bollendorf zum Parkplatz zurück abkürzen können.
Der Abstieg über Steinstufen in die sog. Teufelsschlucht überraschte mit
einem leichten Nebel und auf ein paar Metern gefühlter
Kühlschrank-Temperatur, die uns als angenehme Abwechslung erschien. Die
Teufelsschlucht selbst wirkt wie eine begehbare Theaterkulisse: Hinter
jeder nächsten Biegung eine neue Szene!
Bis hierher war es für mich eine schöne, gut schaffbare Wanderung. Die
Teufelsschlucht ist für Menschen, die nicht allzuweit laufen wollen oder
können, und für Familien gut von einem nahegelegenen, großen Parkplatz zu
erreichen, zieht deshalb und wegen eines sog. "Dinoparks" direkt am
Parkplatz an Wochenenden und in den Schulferien auch viele Familien an.
5/18 Mimikri-Tarnung
Wir wanderten vom Ausgang der Teufelschlucht weiter über den sog.
Teufelspfad. "Wandern" trifft es nicht wirklich, da schrittweise
Höhenunterschiede zu überwinden waren, die die Höhe einer Treppenstufe
deutlich überstiegen, sowie steile Steintreppen ohne Handlauf, deren
Stufen zwar eine normale Tritthöhe hatten, aber in Gehrichtung deutlich kürzer als
menschliche Füße waren. Gegenseitige Hilfe war hier sehr nützlich und wurde
gern angenommen. Der Schweiß floss reichlich, und manch ein Muskel kam an
Grenzen.
Samstag 21.: Waldwanderung 12 km mit kumuliert 550 Höhenmetern
Wir starteten nackt auf einem Parkplatz
vor dem Eingang von Schloss Weilerbach, waren oberhalb
von Bollendorf und dem Tal der Sauer / Sûre unterwegs, hatten barfußtaugliche, gut
wanderbare Pfade, immer wieder den Anblick auf wettergegerbte Sandsteine
und eine Abkürzungmöglichkeit, die dann doch niemand nutzte. Bei 21° bis
23°C und im Vergleich zum Vortrag deutlich geringerer Luftfeuchte war
dies ein guter, entspannender Wander-Ausgleich. Wer wollte, konnte gegen
Ende der Wanderung noch das sog. Teufelsloch im Wald und ein der Diana, der
römischen Göttin der Jagd, gewidmetes Denkmal am Waldrand oberhalb von
Bollendorf ansehen.
Sonntag 22.: Wanderung durch Sandsteinlandschaft 13 km mit kumuliert 500 Höhenmetern
Die Route lag westlich der
Tour des Vortags oberhalb der Sauer / Sûre zwischen Bollendorf und
Wallendorf. Gleich zu Beginn kam uns eine Herde Ziegen
entgegen. Eine Landwirtin sorgte mit einem Traktor dafür, dass sie sich
entlang des Weges bewegten. Als Sie uns wahrnahm, hatte Sie sichtlich
Spaß und erwiderte mit einer Hand winkend unseren Gruß.
Wer müde war, weitere Pläne für den Tag verfolgen wollte oder noch einen
langen Weg zurück nach Haus hatte, konnte auf sandigen Waldwegen
abkürzen, verpasste dafür ein weiteres "Wander-Klettern" durch
Sandsteinformationen. Aber auch abkürzend konnten wir noch beeindruckende Blicke
über weitere Sandsteine mit Oberflächen voller Spalten, Rissen und Löchern schweifen
lassen, zusammen mit Neuanpflanzungen, die mit Umhüllungen davor geschützt werden,
dass Tiere sie als Leckereien entdecken, und sie eine Chance haben, groß zu
werden.
- Rainer
- Rainer