als natürlicher Teil der Natur
Nackt mit dem Fahrrad unterwegs zu sein ist fast genauso beliebt wie nackt zu wandern. Es ist sogar noch bedeutend angenehmer, da man keinen Rucksack tragen muss - alles, was man unterwegs braucht, kann in einer Gepäcktasche verstaut werden, und außer Schuhen hat man nichts Störendes am Leibe! Heute werden allein über die natury-Website Nacktradeltouren von insgesamt rund 1.000 km pro Jahr initiiert. Interessierte melden sich per Mail oder Anmelde-Formular beim Initiator an und bilden Radfahrgruppen von i. a. zwischen 5 und 20 Teilnehmer*innen.
Wie kommt man denn auf die Idee, nackt zu radeln?
Weil es für die Haut sehr angenehm ist, statt einen Rucksack zu tragen allen Ballast auf den Gepäckträger zu packen.
Seit 2008 das Sächsische Nacktcamp bei Pirna erstmals eingerichtet wurde, gibt es jedes Jahr die 70 km lange Nacktradeltour durchs Elbtal nach Tschechien und zurück - wobei das Knödelessen im Restaurant am Zielort allerdings bekleidet stattfindet.
Das flache Münsterland, das sich ohnehin besonders gut zum Radfahren eignet, ist natürlich auch häufig Kulisse für Touren nackter Radfahrer*innen. Wenn dann am Rastplatz auch noch ein Badesee zur Verfügung steht, wird der natürlich für eine Erfrischung im kühlen Nass genutzt.
Das Schönste an einer Nacktradeltour ist die Rast - besonders in der Innenstadt von Amsterdam
Auf dem kleinen Platz in Amsterdam geht es dicht gedrängt her
Ist das auch etwas für mich? Soll ich das einfach mal ausprobieren?
Da muss ich mich doch schämen!
Radeltouren sind ja ganz schön lang und können nicht nur auf einsamen Wegen im Wald lang führen - da kommt man doch auch mal auf eine Landstraße oder durch eine Siedlung. Muss ich mich nicht schämen, wenn ich da nackt am Stopschild stehe und zig Autos kommen vorbei?
Unsere Antwort: Als Naturist*in weiß man: Wir sind alle Geschöpfe Gottes oder Allahs oder der Evolution - zur Scham für unseren Körper besteht kein Anlass: Er ist uns geschenkt worden, und dafür können wir - so wie er nun 'mal ist - einfach nur dankbar sein!
Wofür also sollten wir uns schämen? Warum sollten wir unsere Körper voreinander verstecken? Für die kleinen Unterschiede, die uns geringfügig verschieden machen, sollten wir auch dankbar sein: Wenn wir alle gleich aussähen wie Roboter eines Produktionstyps und jeder mit jedem verwechselt wird - wären wir dann glücklicher?
Ich habe nichts zu verstecken - du etwa?
Aber ich bin zu dick. Aber ich habe zwei verschieden große Brüste. Aber ich habe so viele Leberflecken. Aber ich habe eine Operationsnarbe am Bauch. Aber mein Penis ist krumm. Aber mein Po ist nicht mehr straff. Aber ich habe fette Oberschenkel. Aber ich habe Orangenhaut.
Na und? Perfekt sind wir alle nicht. Sonst wären wir Filmsternchen oder Pornostars. Dann doch lieber normal! Unter Naturisten wird jeder ganz einfach so akzeptiert, wie er ist!
Und dass der Glanz der Jugend mit zunehmendem Alter seine Falten bekommt und an Elastizität verliert - das ist nun 'mal im Leben so, und viele der MitwanderInnen zeigen auch Spuren der Zeit. Aber der Wert eines Menschen in der Gemeinschaft wird nicht in Hüftumfang oder Oberweite gemessen sondern in seinen sozialen Kompetenzen wie Empathie und Sympathie.
Ist denn das erlaubt?
Eine Gruppe nackter Radler*innen hatte 2017 bei Altenberge im Münsterland eine Begegnung mit Polizisten - die hatten mehrere Anrufe erhalten und über 2 Stunden ihrer Dienstzeit nach den nackten Radlern gesucht. Was sie veranlasste, uns darum zu bitten, dass sie zukünftig über ähnliche Events vorab informiert werden - dann könnten sie Anrufer gleich am Telefon beruhigen: "Wir wissen das, die tun nichts Schlimmes".
Die Polizisten ließen sich zwar die Personalien des Initiators geben (falls sich noch Rückfragen ergeben sollten), aber anschließend durften wir nackt weiter radeln.
Nacktwandern ist nicht verboten
In den »Westfälische Nachrichten« äußersten sich 2018 der Polizeisprecher von Münster und der Chef des Bürgerordnungs-Amts der Gemeinde Senden zum nackten Wandern: »Nacktwandern ist keine Belästigung und nicht zu verfolgen - jedenfalls, solange es beim nackten Wandern bleibt.«
Zwischen Wandern und Radfahren gibt es ja keinen so großen Unterschied, so dass die Aussage der Beamten natürlich auch fürs nackte Radeln gilt.
Aber: Was in Deutschland gilt, gilt nicht überall
Gesetze haben immer einen beschränkten Gültigkeitsbereich: Sie gelten in Staaten, in Bundesländern oder in Gemeinden. Hier muss man also immer genau hinsehen, denn in verschiedenen Gegenden können völlig verschiedene Gesetze gelten.
In den meisten Ländern ist Nacktheit in der Öffentlichkeit nur dann verboten, wenn sie sexuellen Zielen dient. In manchen Ländern ist Nacktheit in der Öffentlichkeit aber generell verboten und wird ggf. als Straftat verfolgt. Außerdem gibt es in allen Ländern Orte, an denen Nacktheit verboten ist.
Viele Länder (Frankreich, …) benutzen in ihren Gesetzestexten auch Begriffe, von denen nicht klar definiert ist, was sie genau bedeuten. Hier kann man dann nur auf die Rechtspraxis schauen und sich ansehen, welche Urteile Gerichte in der Vergangenheit getroffen haben – die Rechtspraxis allerdings unterliegt dem zeitlichen Wandel.
Ob man denn nun nackt sein darf oder nicht - darüber solltest du dich vorher informieren. natury hilft dabei mit Informationen zu einzelnen Ländern unter Nacktes Recht.
Was sagen denn die Bekleideten?
Die Reaktionen sind praktisch immer positiv. Die Textilträger, die uns begegnen, machen meist eine lustige, freundlich gemeinte Bemerkung. FKK ist akzeptiert. Zumindest in Deutschland - schließlich gibt es hier eine 100-jährige FKK-Tradition und (laut Zahlen der Reisebranche) rund 8 Millionen Menschen, die Urlaubsreisen mit einem FKK-Ziel buchen.
Trotzdem gibt es ganz gelegentlich auch Ablehnung, damit musst du auch rechnen. Jeder, der sich positioniert, der trennt - in Zustimmung und in Ablehnung. Vielfach beruht die Ablehnung naturistischer Aktivitäten aber auf Unwissenheit, und die können wir durch Information verringern.
Und wenn mir einer komisch kommt?
In einer Gemeinschaft nackter Menschen sind alle viel verständnis- und rücksichtsvoller, ja: zugewandter den anderen gegenüber. Das liegt wohl auch daran, dass man als Nackte(r) die eigene Verletzlichkeit sehr deutlich spürt und die Rücksicht, die man selbst erwartet, automatisch den anderen gegenüber entgegen bringt.
Du kannst also sicher sein, dass niemand dich in eine unangenehme Situation zu bringen versucht sondern im Gegenteil du herzlich aufgenommener Teil der Gemeinschaft sein wirst: In der Gruppe bist du gut aufgehoben!
Der erste Schritt...
... ist der schwerste! Das war übrigens bei uns allen so - selbst die heute eifrigsten Naturisten haben es sich vor dem ersten Mal x-mal überlegt, ob sie teilnehmen sollen, und wie das wohl so abläuft! Aber ist der erste Schritt einmal getan, wächst die Überzeugung sehr schnell, es richtig gemacht zu haben. Bereut hat es noch niemand!
Hier gibt es noch einige zu lesen. Hier geht es zur an einer Nacktivität. Hier geht es zum mit der Termin-Übersicht.