Wie kommt man auf die Idee, für einen nackten Urlaub von Deutschland ca. 20.000 km weit um fast den halben Planeten zu reisen? Ganz einfach: Um Freunde aus den USA wiederzusehen und mit ihnen gemeinsam etwas zu unternehmen, Neues kennenzulernen, Menschen zu begegnen und uns mit ihnen auszutauschen, darüber schließlich zu berichten.
Und das entwickelte sich so:
Naturisten: links abbiegen
NEWT 2017
2017 konnten 48 Naturist(inn)en während
NEWT Gleichgesinnte aus 10 Ländern kennenlernen. An einem Abend stellte Milt Nacktwandern in den USA vor. Anschließend informierte er uns, dass er im Februar und März in Florida sein würde und interessierte Naturist(inn)en ihn dort gerne besuchen könnten. Das war ein tolles Angebot. Horst und ich besuchten ihn auf dem Naturisten-Gelände "Sunsport Gardens" in Florida, trafen dort weitere Naturist(inn)en und
erkundeten die im wahrsten Sinne ziemlich weite Umgebung.
Während unseres Besuchs erfuhren wir, dass Milt im Februar 2019 mit Dan und John (ebenfalls USA) Neuseeland nackt erkunden wolle. Das war die nächste Verlockung.
Vom 6. Februar bis zum 5. März 2019 konnten Dan, John und ich mit Milt nun Aotearoa / Neuseeland erkunden – dank seiner akribischer Planung sehr gut vorbereitet und entspannt. Wir waren 10 Tage auf der Südinsel, dann auf der Nordinsel unterwegs.
Beeindruckt hat die Größe der Inseln, Vielfalt und Einzigartiges von Landschaften, Pflanzen- und Tierwelt.
Eins mit Mutter Natur
Hervorzuheben sind die Südalpen, Fiorde – "Fjord" wird hier "Fiord" geschrieben – und Sunde, ein umfangreiches Netz von gut markierten Wander-Routen, wasserreiche Flüsse, zahlreiche Wasserfälle, einsame Strände und vieles mehr. Ganz besonders beindruckt haben Riesenfarne (Stammhöhe bis 8 m; Blattlänge bis 3 m), kalte Regenwälder mit üppigster Vegetation, säulenartige Kauri-Bäume und Redwoods, die zu umarmen es eine Gruppe mehrerer Menschen braucht, Geothermie rund um Roturua, kochende Seen und blubbernd-heiße Schlammlöcher sogar mitten im Stadtpark, Thermal-Badegelegenheiten in ca. 39 bis – im "Hot and Cold Water Pool" gleich neben einer Landstraße – ca. 46 °C heißen Bächen. Der "Hot and Cold Water Pool" war ganz besonders – besonders heiß aus einem zufließenden Bach, kühl in der Hauptströmung. So konnte man ganz leicht durch sanftes Hin- und Herbewegen die als angenehm empfundene Mischtemperatur herstellen oder auch zwei Temperaturen gleichzeitig spüren.
Riesenfarne
Wir waren zwischen Auckland auf der Nordinsel und Queenstown auf der Südinsel unterwegs, unsere Unternehmungen sind mit vielen Erinnerungen verbunden:
Südinsel – Rund um Queenstown
Circle Track am Lake Manapouri
Die Südinsel von Neuseeland ist weltberühmt für die sog. Great Tracks – Wanderwege über lange Strecken, für die jeweils mehrere Tage einzuplanen sind, um sie vollständig zu wandern. Unterkünfte sind in der Haupt-Saison sehr gefragt und müssen lange im voraus gebucht werden.
Wir zogen es vor, jeweils nur für einige Stunden auf Abschnitten einiger dieser Wanderwege unterwegs zu sein. Mit der vorausschauenden Vorsicht und Erfahrung meiner Freunde waren immer mal wieder nackte Teil-Wanderungen auch aus ihrer Sicht konfliktfrei möglich.
Natur-Dusche
Der Milford Sound ist schon seit langem eine der Touristen-Attraktionen Neuseelands. Inzwischen ist der Doubtful Sound, der vor zwanzig Jahren noch ein Geheimtipp war, touristischer und überlaufener. Wir verzichteten daher auf den Doubtful Sound sowie auf eine 4stündige Anfahrt von Queenstown aus zum Milford Sound, die vielen Tourist(inn)en zugemutet wird. Stattdessen starteten wir sehr früh in Te Anau und erreichten nach zwei Stunden das erste Schiff am Milford Sound, das morgens ablegt. So hatten wir danach auch noch Zeit für weitere Besichtigungen und Wanderungen.
Wir sahen die Wagemutigen, die sich mit einem Seil an den Füßen in die Tiefe stürzten. Am Ort der "Erfindung" dieser Aktivität heißt diese "Bungy" und wird vermutlich auch nicht so ausgesprochen wie "Bungee" – und Jetboots, die mehr über das Wasser fliegen, als in ihm zu fahren. Andere fanden es toll, an einem Seil abwärts zu sausen und dann von einem Hindernis plötzlich gestoppt zu werden.
Bungy Jumping / KAWARAU ZiPRiDE (Video)
Wir zogen es vor, weiterzureisen und wieder Natur zu erkunden.
Nordinsel – Südlich von Auckland
Im Vergleich zu den Kräften und Energien der Natur ist der Mensch nichts. Viel zu oft wird das vergessen und der Glaube aufrechterhalten, dass menschliche Technik dem entgegenwirken könnte. Angesichts von Pflanzen, gegen die im Vergleich ein Mensch die Größe einer Ameise hat, gegen Meeres-Gewalten, gegen die nichts menschlich ausgerichtet werden kann, ist ein solcher Überlegegenheits-Gedanke vermessen.
Natur-gewaltig: Wind (Video)
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Natur-gewaltig: Wasser – Huka Falls (Video)
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Rund um die Stadt Roturua verursacht Geothermie eine Menge Hitze im Boden. Das gibt es auch an anderen Orten auf diesem Planeten – z.B. im Yellowstone National Park in den USA oder auf Island. Hier befindet sich die Stadt exakt in diesem Gebiet. Gegründet haben sie Maori genau dort vor Jahrhunderten. Als ich barfuß vor einer Kirche ankam und feststellte, dass gerade dort der Boden signifikant wärmer war, als der Boden in der Umgebung, teilten mir Einheimische mit, dass der Asphalt, auf dem wir vom Dorfplatz aus auf sie zu gingen, neu sei, weil einige Wochen zuvor hier Lava emporgebrochen sei.
Natur-gewaltig: Geothermie 1 (Video)
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Natur-gewaltig: Geothermie 2 (Video)
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Die Stimmung war überall gut. Auf Dans Frage "Do you mind nudity?" [dt: "Stört Euch Nacktsein?"] empfingen uns Anwesende durchgängig positiv und akzeptierten unser Nacktsein. Oft hörten wir mehrere Sprachen an einem Ort – internationales Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und durchaus auch "Kiwi" [Kosename für neuseeländisches Englisch].
Angenehm temperiertes Badewasser
Überraschend positiv war auch die Reaktion von Bewohner(inne)n, die in einem Hot Pool saßen, der sich am Rande ihres Dorfes befindet und den Einwohner(innen) zu einer Art Schwimmbad mit festen senkrechten Wänden ausgebaut hatten – von der Optik wie ein Freibad, frei zugänglich, natürliches, geothermisch auf Badewassertemperatur aufgeheiztes Wasser. Auf Dans Frage (s.o.) gestatteten sie uns, unsere Kleidung abzulegen und nackt in ihrem Pool zu sitzen, mit der Einschränkung "Solange keine Kinder da sind". Zwar ist es schade, dass, wie praktisch allenorts, manche Erwachsene meinen, Kinder vor dem Anblick nackter Körper schützen zu müssen – aber Hand auf's Herz: Wie wahrscheinlich wäre wenigstens ein solches eingeschränktes Einverständnis an einem Ortsrand in Deutschland?
Da kommt Freude auf
Natur-gewaltig: Mutter Natur produziert fortlaufend angenehm temperiertes Badewasser (Video)
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Nach all den ungewöhnlichen, spektakulären Erlebnissen genossen wir es, abschließend wieder naturistische Ruhe einkehren zu lassen.
Neuseeland ist eine eigene kleine Welt in dieser Welt mit einer Natur, die sich aufgrund der seit langem ziemlich abgeschiedenen Lage ungewöhnlich entwickelt hat.
Wir genossen außer der Landschaft und den vielen durchweg freundlichen Menschen auch immer wieder die offenherzige Gemeinschaft von Naturist(inn)en. Glenne in der Bay of Plenty und Sally in Auckland waren aufmerksame Ansprechpartnerinnen, die uns in Kontakt mit regionalen Naturist(inn)en brachten. Milt schien nach diesen sehr positiven gemeinsamen Erlebnissen regelrecht zu fliegen.
Etwas abseits touristisch sehr besuchter Orte und Routen fanden wir immer wieder Wege und Plätze, wo wir nackt fast immer allein waren. Diejenigen, die uns dort dennoch begegneten, waren gelassen.
Beeindruckend waren Straßenschilder, die von beiden Richtungen auf die Abbiegung zu einem Naturisten-Gelände aufmerksam machten. Beeindruckend waren auch Kauri-Bäume, die wie eine Säule – nein, wie ein Turm vor einem stehen.
Unterwegs sahen wir ein recht altes Modell "Ford Galaxie" – lt. Wikipedia gebaut von 1959 bis 1974 – es wirkte wie neu und fuhr auch noch so. Gleich daneben diente ein halber VW-Bus einem Imbiss als auffällige Dekoration mit Tischen und Stühlen im Innern.
Anhang
Auf der Südinsel wohnten wir in Te Anau, Glenorchy und Tarras.
Unsere Reiseroute auf der Nordinsel verlief über Raglan, Waitomo, Ohakune, Rotorua zu den Naturisten-Geländen Katikati Naturist Park und Auckland Outdoor Naturist Club.
Meine Freunde sind von ihren Nacktwanderungen in den USA das "Cover up!" [in etwa: "Zieht Euch etwas an! (z.B. einen "Notrock")] gewohnt und so kam es für einen Deutschen tw. recht häufig hinterander zu solchen Vorsichtsmaßnahmen. Trotz allem passierte es hin- und wieder dann doch, dass uns Menschen begegneten, ohne rechtzeitig vorher in dieser Weise reagieren zu können. Alle, die uns so begegneten, reagierten entspannt und tolerant, wie Naturist(inn)in dies in Deutschland gewohnt sind.
Das Recht in Neuseeland ist nicht ganz so günstig für Nacktivitäten in der Natur wie in Deutschland, aber doch sehr nahe daran. Menschen, denen man weitab von geschlossenen Ortschaften und touristischen Zentren begegnet, sind offenbar auch in Neuseeland i.d.R entspannt und tolerant.
Die Bekanntheit z.B. des Nacktwanderns ist in Deutschland aufgrund von Medienberichten in Zeitungen, gedruckten Magazinen, Sendungen im öffentlichen Radio und Fernsehen seit mindestens 2008 sicherlich viel höher, weil das die Informiertheit einer breiten Öffentlichkeit wirksam gefördert hat. Naturist(inn)en, die wir in Neuseeland trafen, hörten diesbzgl. interessiert zu.
"[…] Aotearoa […] ist der Maori-Name für Neuseeland. Ursprünglich haben Maori es nur in Bezug auf die Nordinsel verwendet, aber seit dem späten 19. Jahrhundert bezieht sich das Wort auf das Land als Ganzes. Für den Namen wurden mehrere Bedeutungen vorgeschlagen. Die beliebteste Bedeutung, die normalerweise gegeben wird, ist "lange weiße Wolke" oder Variationen davon. Dies bezieht sich auf die Wolkenformationen, die den frühen polynesischen Navigatoren halfen, das Land zu finden.
Seit Ende des 20. Jahrhunderts ist Aotearoa in den zweisprachigen Namen der nationalen Organisationen und Institutionen weit verbreitet. Seit den 90er Jahren ist es üblich, die neuseeländische Nationalhymne "God Defend New Zealand" (bzw. "Aotearoa") sowohl auf Maori als auch auf Englisch zu singen,[…] um den Namen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. […]
– Quelle: en.wikipedia.org – 2019 – übersetzt
"[…] Die gesamte Landfläche Neuseelands beträgt 269.652 km² und ist damit etwas kleiner als die Italiens oder der Philippinen, aber etwas größer als die des Vereinigten Königreichs. Während die Hauptinseln des Archipels in Ost-West-Richtung nie breiter als 450 km sind, erstrecken sie sich entlang der Hauptachse in nordöstlicher Richtung über 1.600 km. Die gesamte Küstenlinie umfasst dabei ungefähr 15.134 km. […]
[…] Neuseeland wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts, spätestens aber in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts von Polynesiern entdeckt und in mehreren Einwanderungswellen besiedelt. […] Der erste Europäer, der Neuseeland erblickte, war der niederländische Seefahrer Abel Tasman. […] Als eine Expedition unter Hendrik Brouwer ein Jahr später festgestellt hatte, dass der von Tasman vorgefundene Küstenstreifen nicht zu Staten Landt gehörte, wurde das Land Nova Zeelandia (lateinisch) oder Nieuw Zeeland (niederländisch) genannt (wie die Provinz Zeeland), in Anlehnung an Australien, das Nova Hollandia oder Nieuw Holland genannt worden war. […] Erst 1769/70 wurden erneut Expeditionen in die Gewässer um die (auf Englisch) New Zealand genannten Inseln gestartet. […]"
– Quelle: de.wikipedia.org – 2019
Neben Briten waren u.a. auch Schotten unter den Einwanderern. Das erklärt Ortsnamen schottischen Ursprungs und auch Bezeichnungen wie "burn" für "creek" [dt: Bach] und "glen" für "valley" [dt. Tal].
– Rainer