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Zwei nackte Museumsbesuche in Stuttgart

Foto: JuergenG. This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

initiiert von GetNaked Germany

Nachdem wir von GetNakedGermany im letzten Herbst erfolglos (weil zu kurzfristig) nach einer Möglichkeit eines Nacktbesuchs einer Kunstausstellung in Landau gefragt hatten, das Thema hieß passenderweise „nAcKT“, ist es dieses Mal gelungen, mit dem „Haus der Geschichte“ in Stuttgart zwei Termine für einen nackten Besuch der Ausstellung „Frei Schwimmen“ zu vereinbaren.

Nach einigen Medienanfragen zu diesem Besuch handelte das Museum sehr restriktiv, es wurden keinerlei Medienvertreter zu den Terminen zugelassen, sowie auch den Besuchenden das Mitnehmen von Kameras oder Mobiltelefonen verboten, das wurde auch sehr penibel überprüft. Durch die Berichterstattung in der Presse sowie Interviews mit dem GetNakedGermany-Geschäftsführer Thomas Krämer im Rundfunk und SWR Fernsehen waren die Termine aber dann sehr schnell ausverkauft, es wurde sogar noch die Anzahl der Tickets erhöht.

Bei dem ersten Termin am 30. August gab es eine Führung durch den Kurator der Ausstellung, der nicht nur über die Aspekte der Ausstellung erzählte, sondern auch von dem Wie und Woher der Exponate berichtete. Seine anfängliche leichte Verlegenheit ließ er hinter sich, nachdem er mit seiner Führung angefangen hatte. Zur Führung waren 30 Tickets verkauft worden, eine größere Gruppe hätte da auch nicht funktioniert. Es kamen etwas später dann noch Besucher ohne Führung dazu, so dass etwa 60 Nackte das Museum ordentlich füllten. Der Abend klang dann in der nahegelegenen „Academie der Künste“ mit Speis und Trank aus, wobei die recht große Gruppe die Bedienung an ihre Grenzen brachte.

Beim zweiten Termin am 13. September gab es die Gelegenheit, die Ausstellung „Frei Schwimmen“ nicht nur frei (sprich nackt) zu besuchen, sondern mit einer Wort-Perfomance im wahrsten Wortsinn in das Thema Badekultur einzutauchen. Es gab eine literarische Führung durch das „Sprechensemble der Akademie für gesprochenes Wort“. Ein langer Name für einen kurzweiligen Abend! Knapp 20 nackte Badegäste wurden von den beiden Künstlern durch die Ausstellung geleitet und viele der gezeigten Themen wurden durch eindrückliche und eindrucksvoll vorgetragene Texte vertieft. Zusätzlich später eingelassene Gäste konnten sich die Ausstellung auch anschauen, alles in allem ein sehr gelungener Abend.

Die beiden Künstler waren von der Aktion sehr angetan, speziell das Kapitel über einen ersten Besuch eines FKK-Geländes vor erfahrenem Publikum zu lesen hat ihnen viel Spaß bereitet (die Performance fand auch schon vor textilem Publikum statt). Was in den Köpfen des Museumspersonals vorging, lässt sich nicht ergründen. Der nicht immer zufriedene Gesichtsausdruck kam aber vermutlich von der Tatsache, dass sie wegen uns Überstunden machen mussten, da es eine verlängerte Sonderöffnungszeit war. Aber immerhin hat auch die kurzfristige Publicity durch unseren Besuch dazu beigetragen, dass die Ausstellung bis zum April verlängert wird.

Im Anschluss waren wir zu zehnt in der nahegelegenen „Academie der Künste“ (allerdings angezogen), um den Hunger nach der Badepartie zu stillen.
Danke für den Bericht an Helmut A.

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Medienberichte über Nacktivitäten

Berichte in Medien

Erste „Rottweiler Nacktwandertage“ [04.10.24]

Dieter und Ulrich waren Initatoren der ersten „Rottweiler Nacktwandertage“, die am langen Wochenende vom 3. bis 6. Oktober stattfanden. Die ⤷ Neue Rottweiler Zeitung (NRWZ) kündigte ihren Lesern das Event bereits im Voraus an. Inzwischen berichtete auch das Regionalfernsehen ⤷ SWR Aktuell Baden-Württemberg vom 4.10. (Ganze Sendung in ARD Mediathek, Beginn bei Minute 24:03). Link zum Ausschnitt ⤷ Wanderungs-Bericht (1:55) bei SWR.de oder bei ⤷ Mediathekviewweb.de (3 Auflösungen zum Ansehen oder Download).

Das ⬈ Wetter in der ersten Oktoberwoche war allerdings der Jahreszeit entsprechend für einige Teilnehmer nicht ganz so einladend zum Nacktwandern – aber solange kein Wind weht und es trocken ist, stören etwas kühlere Temperaturen beim nackten Wandern kaum. Handschuhe können helfen, damit die Hände warm bleiben: Sind die Hände warm, fühlt man sich überall warm! Die Wanderer in Rottweil sind allerdings ohne Handschuhe gewandert – sie haben stattdessen die Hitze einer Sauna genutzt, um sich zum Schluss der Wanderung wieder aufzuwärmen.

Im Magazin ⤷ Schwarzwald-aktuell.eu gibt es noch einen Bericht zu den kühlen Nacktwandertagen.

Ab jetzt gelten die Planungen einer Neuauflage der „Rottweiler Nacktwandertage“ im Jahr 2025 – allerdings bei wärmeren Temperaturen als diesmal. Außerdem werben die Initiatoren auf ihrer ⤷ Website auch um Ideen und Mitwirkung zur Entwicklung eines Nacktwandervereins.

Nach etwas kühler Wanderung geht's in die Sauna. Szene aus dem Fernseh-Bericht „SWR Aktuell Baden-Württemberg“ vom 4.10.2024Nach etwas kühler Wanderung geht’s zum Aufwärmen in die Sauna. Szene aus dem Fernseh-Bericht „SWR Aktuell Baden-Württemberg“ vom 4.10.2024

WDR Lokalzeit: Westfälischen Naturistentage [13.08.24]

Am Dienstag, den 13. August, war WDR-Reporter Markus mit einem Kamerateam dabei und hat seine Eindrücke vom Nacktwandern in einem Videobericht für die Sendung „WDR Lokalzeit Münsterland“ zusammengefasst.
Der Beitrag wurde am 13. August gesendet; das Video der Sendung ist in der Mediathek bis 13.08.2026 verfügbar.
Der Abschnitt zu den „Westfälischen Naturistentagen“ beginnt bei 20:27 min und dauert bis 23:43 min.
Bei ⤷ Mediathekview.de kann das Video auch in verschiedenen Auflösungen heruntergeladen werden.

Der WDR-Reporter Markus Schröder hat aus seinen Interviews bei den Westfälischen Naturistentagen und weiteren Recherchen zum Thema auch eine fast 20-minütige Sendung für den WDR 5 produziert, die in der Mediathek bis 27.08.2025 verfügbar ist.

WDR 5 Neugier genügt – Link zur Mediathek (mp3)

Bericht im NDR-Fernsehen: Nacktbesuch im Museum [01.08.24]

Am 30. Juli hatte das Schlossmuseum in Hannover-Herrenhausen die Ausstellung “Geschichte der Freikörperkultur” für nackte Besucher geöffnet. 60 Interessierte fanden sich ein, um nackt an der Führung teilzunehmen. Es war für alle Beteiligten ein voller Erfolg!

Das NDR-Fernsehen war dabei und hat für die Sendung “Hallo Niedersachsen” einen 3-Minuten-Bericht produziert. Dieser ist über die NDR-Videothek abrufbar:

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Fuehrung-fuer-Nackte-im-Historischen-Museum-Hannover,hallonds89122.html

Führung für Nackte im Historischen Museum Hannover
Sendung: Hallo Niedersachsen | 31.07.2024 | 19:30 Uhr
3 Min | Verfügbar bis 31.07.2026
Die Ausstellung “Unter Nackten” widmet sich der FKK-Bewegung. 60 Besuchende haben sie passenderweise ohne Kleidung gesehen.

NDR-Video: Führung für Nackte im Historischen Museum Hannover
Zum NDR-Video: Führung für Nackte

Über den nackten Ausstellungs-Besuch berichtete übrigens auch das französische ⤷ naturisme-magazine.com

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Naked Tour in der Kunsthal Rotterdam

Kunsthal

9 Fotos im Artikel

Die Kunsthal Rotterdam hatte auch in diesem Jahr wieder zu einer „Naked Tour“ durch ihre aktuelle Ausstellung ⤷ „YES TO ALL“ der Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury (*1961 in Genf) geladen. Die 120 Tickets waren beim Online-Verkauf innerhalb von 5 Minuten ausverkauft, so dass die Kunsthal aufgrund der großen Nachfrage noch einen zweiten „Naked Tour“ Termin am 7. Juni anbot.

1(9): Nach der Begrüßung im Vortragssaal der Kunsthalle fanden sich die Besucher in 5 Gruppen zu Führungen zusammen.
1(9): Einteilen der Besucher in 5 Gruppen

Sylvie Fleury stellt in ihren Installationen vor allem die kulturellen Konstrukte der Geschlechterstereotypen in Frage. (Zitate von der Kunsthal-Website sind in brauner Schrift dargestellt.) Zum typisch weiblichen Klischee gehören natürlich Stöckelschuhe, von denen sie eine besonders ausgefallene Sammlung zusammengestellt hat.

2(9): Eine ausgefallene Sammlung extremer Stöckelschuhe bildet einen Teil des weiblichen Stereotyps ab, das in unserer Gesellschaft allgegenwärtig ist.
2(9): Typisch weiblich: Stöckelschuhe

Ebenso gehören die „Heißen Höschen“ zu den weiblichen Utensilien, aus denen schlanke, lange Beine verführerisch herausragen. In der Ausstellungshalle strecken sie sich in elegantem Violett in die Höhe, dafür kommt die Skulptur ohne Oberkörper aus.

3(9): Aus weißen Hotpants ragen in schickes Violett eingefärbte Beine in die Höhe.
3(9): Hotpants und violette Beine

Mit lebendigen Farben, auffälligen Materialien und überraschenden Widersprüchen wirft Fleury ein Schlaglicht auf die Geschlechterstereotypen und unrealistischen Schönheitsideale, die in unserer Gesellschaft vorherrschen. Sie dekonstruiert die Erwartungen, die wir an Frauen in Bezug auf ihr Aussehen und ihr Verhalten stellen, und alles, was damit zusammenhängt.

Als männliches Symbol dominiert natürlich das Auto. Ein Coupé aus der klassischen Straßenkreuzer-Epoche (siehe Foto 2(9) „Stöckelschuhe“) ist in der Ausstellungshalle ein Blickfang, ebenso wie silberglänzende Motoren und goldene Autoreifen.

5(9): Autos, Motorräder, Raketen, goldene Autoreifen - die kontrastierende Symbolwelt der Männlichkeit ist ebenso reich wie die weibliche.
5(9): Symbolwelt der Männlichkeit

Die Absicht Sylvie Fleury’s, derlei Stereotypen nicht einfach darzustellen sondern auch in Frage zu stellen, zeigt sich in drei demolierten Prachtkarossen, die auf dem Vorplatz der Kunsthal neben der Straße stehen. Hier schlendern oder radeln auch die Rotterdamer vorbei und werden durch diese Exponate auf die Ausstellung aufmerksam gemacht – zumal sie durch die großflächigen Fenster auch den (heute nackten) Besuchern im Innern der Kunsthal dabei zuschauen können, wie sie die Ausstellung durchwandern.

6(9): Demolierte Karossen ehemaliger Luxusautos auf dem Vorplaz der Kunsthal ziehen die Blicke der Rotterdamer Passanten an.
6(9): Demolierte Karossen in Blutrot

Fleury stellt darüber hinaus die Vorstellung in Frage, dass die Raumfahrt auch ein männlich dominiertes Feld ist. In ihrer Serie „First Spaceship on Venus“, die mal stolz aufrecht und aus Stahl gefertigt, mal schlaff und in die Ecke gedrängt ist, hebt sie die phallische Symbolik von Raketen hervor.

8(9): In ihrer Serie „First Spaceship on Venus“, die mal stolz aufrecht und aus Stahl gefertigt, mal schlaff und in die Ecke gedrängt ist, hebt sie die phallische Symbolik von Raketen hervor.
8(9): „First Spaceship on Venus“

Zahlreiche weitere Kunstobjekte und viele Video-Installationen warten noch auf die Besucher der Kunsthal-Ausstellung „YES TO ALL“.
– Helmut

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Kunstwerke zu Gast bei Kunstwerken

Menschliche Körper sind Kunstwerke. Seit Urzeiten haben die namhaftesten Künstler dieser Welt sie ohne Unterschied nach Geschlechtern in ihrer Natürlichkeit, in ihrer Unschuld festgehalten. Adam und Eva waren nackt im Paradies. Wer war die Schönste in der Griechischen Götterwelt, Aphrodite, Hera oder Athene? Das in der Kunst, der Malerei, der Literatur weit verbreitete „Urteil des Paris“ setze Aphrodite die Krone auf. Wer kann sich schon vorstellen, wie die Schönste, die ⇗ „Schaumgeborene“, in einem Badeanzug aus dem Meer entsteigt?

Marble statue of Aphrodite, Roman (MET, 52.11.5) Foto: metmuseum.org. Via wikimedia.com available under the Creative Commons CC0 1.0
Marble statue of Aphrodite, Roman (MET, 52.11.5) Foto: metmuseum.org. Available under the Creative Commons CC0 1.0

Bei den antiken „gymnastischen Spielen“ in Olympia galt für die Teilnehmer striktes Bekleidungsverbot. Teilnehmen durften aber nur Männer.

Sprinter - abgebildet auf einer Amphora. Foto: Ricky Bennison. Via wikimedia.com available under the Creative Commons CC0 1.0
Sprinter – abgebildet auf einer Amphora. Foto: Ricky Bennison. Via wikimedia.com available under the Creative Commons CC0 1.0

Im Laufe der vielen Jahrhunderte veränderte sich das Weltbild. Die menschlichen Körper wurden verhüllt, menschliche Haut aus der Öffentlichkeit verbannt. Nacktheit wurde nicht geduldet, nicht einmal toleriert. Der „Torso von Trier“ mag Beispiel dafür sein.

Torso von Trier - Deep Link zum Rheinischen Landesmuseum
Torso von Trier – Deep Link zum Rheinischen Landesmuseum. Foto: Rheinisches Landesmuseum Trier

Die nackte Götterstatue der Venus stand der Überlieferung zufolge seit dem 16. Jahrhundert nahe der Klosterkirche St. Matthias vor Trier. Einheimische und Wallfahrer bewarfen das „Götzenbild“ mit Steinen und verstümmelten es auf diese Weise bis zur Unkenntlichkeit. Zur Website des ⇗ Rheinischen Landesmuseums.

Wer kennt sie nicht, die Badekarren, die ins Meer gezogen wurden, um zu verhindern, dass Mann oder Frau einen Blick auf ein Stück Haut des anderen Geschlechts werfen konnten?

Trotz dieser anderen Moralansichten wurde der Menschliche Körper aber weiter als faszinierendes Kunstwerk gesehen. Nahezu zeitgleich mit der Zerstörung der Venus in Trier entstanden um 1512 Michelangelos herausragende Kunstwerke: Die nackt vor dem Schöpfer stehende Eva – und nackt ist sie auch nach dem Sündenfall bei der Vertreibung aus dem Paradies – sind die herausragenden Kunstwerke in der Sixtinischen Kapelle in Rom.

Vertreibung aus dem Paradies - Deep Link zu wikimedia
Vertreibung aus dem Paradies – Deep Link zu wikimedia

Im ⇗ „Selbstbildnis als Akt“ (1499) zeigt Albrecht Dürer jedes Detail seines Körpers, – ohne Feigenblatt. Vermutlich zielt diese Federzeichnung auf die Darstellung der natürlichen körperlichen Schönheit ab. Ganz in diesem Sinne hatte das LWL in Münster (Westf.) jetzt seine Ausstellungspforten einmal nur für nackte Besucher geöffnet. Mehr als 100 kamen mit zum Teil langer Anreise zur Ausstellung des Museums mit dem Titel „Nudes“. Natürlich nackt. „Nackte Kunstwerke zu Gast bei Nackten Kunstwerken“.

Jeder Körper ist schön, in der Natürlichkeit, in der die Besucherinnen und Besucher die Ausstellungsräume mit Leben erweckten, ebenso, wie die dargestellten Kunstwerke aus den verschiedenen Epochen und Kunstrichtungen.

Jeder Körper ist schön. Foto: Klaus
Jeder Körper ist schön. Foto: Klaus

„Der unbekleidete menschliche Körper gehört zu keinem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte. Er ist ewig und die Menschen aller Epochen können ihn mit Freude betrachten.“ (Auguste Rodin)

Venus, in der Griechischen Götterwelt die (auch hier noch immer so gesehene) Göttin der Liebe und der Schönheit.

Das lesende Mädchen (Theodor Roussel 1847-1927. Foto: Klaus)
Das lesende Mädchen (Theodor Roussel 1847-1927). Foto: Klaus

In der 1970er Jahren veränderte sich der Blick auf den Körper. Themen wie Schönheit, Gender oder Diversität werden unter neuen Gesichtspunkten bewertet. In der Kritik stehen gesellschaftliche Normen, die vorschreiben, wie Menschliche Körper auszusehen haben.

Der moderne Akt benötigt keinen erzählerischen Kontext mehr. Der Körper wird zur Versuchsfläche für formale Experimente.

Danke an das Team aus den Reihen der Westfälischen Naturistentage (WNT), die ihre Zeit in die Vorbereitung und Begleitung der Ausstellung und deren Organisation verwendet haben. Danke auch an die erstaunlich große Anzahl „Lebender Kunstwerke“. Bitte greift das Thema auf, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergibt. Das Interesse ist offensichtlich groß, das hat sich in Münster gezeigt.
– Klaus

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103 nackte Besucher im LWL-Museum

Kunst im LWL Museum Münster

6 Fotos im Artikel

Die Ausstellung „Nudes“ im LWL-Museum Münster für Kunst und Kultur bot Naturisten und Nudisten am 27. Januar 2024 die Gelegenheit zur Erfahrung eines kleiderfreien Kunstgenusses.

Schon vor 9 Jahren hatte das Museum während der ⇗ Ausstellung „Das nackte Leben“ ein ähnliches Event ermöglicht – damals nutzten 61 Besucher die Option, sich mit den Ansätzen dieser Kunst-Thematik vertraut zu machen – etwa zehn der damaligen Teilnehmer waren diesmal wieder dabei.

1(6) Die Garderobe war im ersten Stock, der Aufstieg zur Ausstellung erfolgte bereits von Kleidern befreit
1(6) Die Garderobe blieb im ersten Stock, der Aufstieg zur Ausstellung erfolgte bereits von Kleidern befreit. Foto: Helmut

Zu Beginn erläuterte Museumsleiter und Kunsthistoriker Dr. Arnold den Grund, warum für die Ausstellung der englische Begriff „Nudes“ beibehalten wurde: Dieses Wort wird im Gegensatz zu anderen Nacktheits-Begriffen speziell für die künstlerische Auseinandersetzung mit der Nacktheit verwendet, und genau über dieses Thema wolle die Ausstellung eine thematisch breit gestreute Information vermitteln.

2(6) Modern in Stil und Sujet: Théodore Roussels „Lesendes Mädchen“ aus dem Jahr 1886/87 nimmt neusachliche Züge der Zwanzigerjahre vorweg (Quelle: FAZ)
2(6) Das „Lesende Mädchen“ wurde zur Ikone der Ausstellung. Foto: Wuselig via wikimedia.com per Creative Commons CC0 1.0

Die Ausstellung »Nudes«, veranstaltet in Kooperation mit der Tate London, beleuchtet den historischen künstlerischen Akt, intime und moderne Aktdarstellungen sowie surreale Körper und politisch aufgeladene und fragile Darstellungen nackter Körperlichkeit.“ (Quelle: ⇗ LWL-Website)

Eine Ausstellung, die sich apodiktisch „Nudes“ nennt – und damit die semantische Trennung von „Akt“ und „Nacktbild“ im Deutschen aufgibt –, zieht die Erwartung auf sich, eine breite Geschichte der Gattung zu erzählen. Diese Erwartung enttäuschen die Kuratoren des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster nicht, im Gegenteil: Mit größtenteils zum ersten Mal in Deutschland gezeigten Werken aus der Londoner Tate gewähren sie einen thesenreichen und bravourösen Zugang zur Kunstgeschichte des Nacktseins.“ (Quelle: ⇗ Frankfurter Allgemeine Zeitung, FAZ+-Artikel)

3(6) Solch grausige Szenen werden ihren Schrecken nie verlieren - wie ohnmächtig fühlt man sich so der Gewalt ausgeliefert, wenn Nacktheit Teil der Peinigung ist!
3(6) Wie ohnmächtig fühlt man sich so der Gewalt ausgeliefert, wenn Nacktheit Teil der Peinigung ist! Foto: Helmut

Für die nackten Besucher bot das Kunsterleben ohne Kleidung die seltene Gelegenheit, sich selbst viel intensiver in die dargestellten Personen „hineinzufühlen“ und nachzuempfinden, was die Künstler und ihre Modelle mit der Situation und Pose der dargestellten Menschen ausdrücken wollten. Q

5(6) Ein wichtiges Thema war die Präsenz dunkelhäutiger Menschen in der nackten Kunst.
5(6) Ein wichtiges Thema war die Präsenz dunkelhäutiger Menschen in der nackten Kunst. Foto: Helmut (Gemälde geblurt)

Die Kunstvermittler des Museums (unter den vielen Besuchern leicht an ihrer Kleidung zu erkennen) unterlegten gern und ausführlich weitere, erhellende Einzelheiten zu den Kunstwerken und den Künstlern.

6(6) Nackte Männer sind vergleichsweise selten in der Kunst - ein Anlass, die provokante Position des „Paul Rosano, liegend“ (von Sylvia Sleigh, 1974) einmal auf dem Museums-Fußboden nachzustellen. Foto: Helmut (Gemälde geblurt)
6(6) Nackte Männer sind vergleichsweise selten in der Kunst. Foto: Helmut (Gemälde geblurt)

Zwei Stunden hatten die Naturisten Zeit, sich in der Ausstellung umzusehen und zu informieren, bevor sie angesichts der inzwischen auf 1° gesunkenen Außentemperatur wieder in ihre Kleider stiegen. Mehr als dreißig der Naturisten nutzten noch einen Besuch im benachbarten Lokal „Lux“, um sich bei einem Getränk über das gerade Erlebte oder auch andere Themen der anstehenden Naturisten-Saison 2024 auszutauschen.
– Helmut

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Nackt in der Kunsthalle Rotterdam

Kunsthal

Zum achten Mal: Naked Tour in der Kunsthal Rotterdam [05.04.23]

Nach dem Erfolg der besonderen Abendöffnungen ohne Kleidung in den Ausstellungen
► Robert Mapplethorpe, ein Perfektionist, 2017,
► Hyperrealismus-Skulptur, 2018,
► Joana Vansconcelos. I’m Your Mirror, 2019,
► Extra Large, 2020,
► We Are Animals, 2021,
► Calder Now, 2022,
► Tim Walker: Wonderful Things, 2023,
organisierte die Kunsthal Rotterdam am 1. April 2023 zum achten Mal eine Naked Tour. Diesmal ging es durch die Ausstellung
Patricia Piccinini, Metamorphosis.

Metamorphosis ist die erste große Einzelausstellung der australischen Künstlerin in den Niederlanden. So wiedererkennbar, so liebenswert und doch so seltsam! Begegnen Sie hyperrealistischen Skulpturen. Treffen Sie Hybriden zwischen Menschen und Tieren; pelzige, freundliche Kreaturen, die sich umarmen, und faszinierende Wesen, die Sie noch nie zuvor gesehen haben – die Sie aber wiederzuerkennen glauben. Lassen Sie sich von Piccininis surrealistischer Fantasiewelt überraschen. Sehen und erleben Sie alles … nackt! – Quelle: Kunsthal Rotterdam, übersetzt

1(23) Naked Tour durch die Ausstellung Metamorphosis1(23) Naked Tour durch die Ausstellung Metamorphosis

Patricia Piccinini selbst sagt zur Motivation Ihres künstlerischen Schaffens: „Ich bin an Beziehungen interessiert. Die Beziehung zwischen dem Künstlichen und dem Natürlichen. Zwischen dem Menschen und der Umwelt. Die Beziehung zwischen Wesen, innerhalb von Familien und zwischen Fremden. Im Laufe der Jahre habe ich mir eine Art alternative Welt aufgebaut. Sie besteht aus Momenten, Objekten und Bildern, die sich mit der realen Welt überschneiden; in einer Welt, in der sich das Kulturelle und das Natürliche, das Technische und das Organische immer mehr vermischen. Die Wildnis ist mein Universum. Es ist ein Ort, an dem die Technologie so selbstverständlich geworden ist, dass sie ein Eigenleben entwickelt.“ – Quelle: Kunsthal Rotterdam, übersetzt

The Field

6(23) In dem Feld mit hochstängeligen Phantasie-Pflanzen sind vereinzelt Skulpturen zu entdecken6(23) In dem Feld mit hochstängeligen Phantasie-Pflanzen sind vereinzelt Skulpturen zu entdecken

Die Künstlerin füllt einen dunklen Raum mit metamorphen, vollständig weißgrauer Blumen – mit echten und erfundenen Körperteilen verschiedener Arten als Blütenblätter auf Stängeln. Dazwischen ein Zelt, in dem ein Liebespaar liegt. Zuerst wirkt es wie gewohnt, bis die Krallen an den Fingern und Zehen auffallen. Die Blumen wirken fremd, vielleicht sogar befremdlich. Dazwischen sind seltsame, teils irgendwie menschlich, teils fremdartig und rätselhaft wirkende Wesen zu finden. Dennoch spürt und erlebt der Betrachter eine ruhige, freundliche Atmosphäre.

Sanctuary

Sanctuary
Dies ist ein Deep Link zur Site der Kunsthal Rotterdam (keine Kopie)
URL: https://www.kunsthal.nl/nl/plan-je-bezoek/tentoonstellingen/patricia-piccinini/

Diese freundliche Stimmung in einer seltsamen, ungewöhnlichen Welt bestätigt ein nacktes Paar, das bekannt und gleichzeitig ungewöhnlich wirkt.
Das Paar wirkt so lebensecht, aber gleichzeitig so seltsam und normal, dass es eine der Hauptattraktionen der Naked Tour war. Viele machten mit Genuss Selfies mit dem ungewöhnlichen Paar.

12(23) Erinnerungsfoto
12(23) Erinnerungsfoto

Egg men

Eine Installation in einem höhlenartigen Raum vereint einige Egg Men mit hängenden Skulpturen. Beide sind fantastische Mischformen:
Die Egg Men [de: Eier-Männer] hocken auf z.T. erkennbaren Fragmenten von Cowboystiefeln, sind ohne Beine, haben am Bauch einen Beutel wie ein Känguru, der mit Vogeleiern gefüllt ist. Auch sie wirken seltsam und gleichzeitig freundlich und sympathisch.
An Stangen entlang der Wand hängen von Fledermäusen und Pilzen inspirierte metamorphe Gebilde aus Porzellan.
Ein fotografierender Besucher wird temporär zum Teil der Installation.

14(23) Im Raum der Eiermänner14(23) Im Raum der Eiermänner

Future families

Ein weiblicher Affe – traurig blickend – hält zärtlich fürsorgend ein menschliches Baby im Windeln in den Armen. Die Skulptur beruht auf einer echten Begebenheit in Australien, die dort durch die Presse ging: Ein Affenweibchen hatte sein Baby verloren und aus Trauer stahl daraufhin ein menschliches Baby aus einem Kinderwagen als „Ersatz“. In der Ausstellung heißt es dazu (übersetzt):

„Zukünftige Familien
Samen, Puppen, Bestäubung, Eier, schlüpfende und säugende Körper: Piccinini beklagt zwar den Verlust von Arten und Vielfalt, huldigt aber auch der Natur selbst. Ihr Werk zelebriert die Vielfalt der wunderbaren Systeme der Fortpflanzung, der Pflege und der Lebensspendung. Piccinini bietet einen alternativen Blick auf den Kreislauf des Lebens.
Ihre Arbeiten vermitteln ein Gleichgewicht zwischen beunruhigenden Reflexionen einerseits und hoffnungsvollen Erwartungen für die Zukunft andererseits. Eine Zukunft, in der liebevolle Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den verschiedenen Arten zulässig sind und in der sich die menschlichen Geschlechterrollen und Familienstrukturen unter dem Einfluss der neuen technologischen Entwicklungen verändern.“

16(23) Ein menschliches Baby in Windeln liegt im Arm einer Äffin16(23) Ein menschliches Baby in Windeln liegt im Arm einer Äffin

Welcome Guests

Kinder in ungewöhnlichen Situationen mit Tieren: Ein Kind im Bett stehend in Begegnung mit einem freundlich wirkenden Fabelwesen und einem männlichen Pfau (nicht Rad schlagend) am Bettende, ein Mädchen auf einem Stuhl hockend mit einem Raubvogel auf einer ihrer Schultern hockend. In der Ausstellung wird dazu angemerkt (übersetzt):

„Willkommene Gäste
‚Schönheit ist überall ein willkommener Gast‘ ist ein Goethe-Zitat, das Piccinini auch in ihrem Werk immer wieder aufgreift. Nehmen Sie den Pfauenschweif: Er ist zwar groß und unpraktisch, um ihn den ganzen Tag mit sich herumzuschleppen, aber er ist auch unglaublich schön anzusehen. Für den Pfau ist diese auffallende Schönheit an sich das höchste Ziel, das, wofür er schließlich belohnt werden wird. Piccinini weist darauf hin, dass, wenn Schönheit für die Natur gut genug ist, wir vielleicht aufhören sollten, den praktischen Nutzen zu optimieren, und anfangen sollten zu erkennen, dass sie auch für uns gut genug sein kann.
Die Besucher werden in Szenen eingeladen, die von Kindern und – manchmal unbekannten – Tieren bewohnt werden. Aus der Ferne mögen diese Szenen unheimlich und gefährlich erscheinen, aber wer sich näher heranwagt, wird überrascht sein. Was zunächst bedrohlich erscheint, entpuppt sich aus der Nähe als freundlich und vertraut.“

18(23) Ein menschliches Kind kommuniziert mit einem fremd wirkenden Wesen18(23) Ein menschliches Kind kommuniziert mit einem fremd wirkenden Wesen

Artificial Naturalness

Viele von Piccininis Werken führen den Betrachter in eine Welt von Wesen, die nicht nur als Ausstellungsstück, sondern auch in der dargebotenen Wirklichkeit künstlich geschaffen worden sind bzw. ab jetzt sein werden (künstliche Natürlichkeit) – übrigens trotz ihrer positiven Aussagen über den und Darstellungen vom hoffnungsvollen Charakter der wiedergegebenen Beziehungen eine unserer Ansicht nach möglicherweise recht gefährliche, künftige Entwicklung. In der Ausstellung wird hierzu angemerkt (übersetzt):
„Künstliche Natürlichkeit
Technologie war schon immer ein Teil des menschlichen Lebens. Die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und der biotechnologischen Forschung bieten uns die Möglichkeit, Leben auf neue Weise zu erschaffen und zu bestimmen, wie es aussehen könnte. Organe und sogar völlig neue Organismen können jetzt in Petrischalen hergestellt werden. Herzschrittmacher und elektronische Chips können in den menschlichen Körper integriert werden, um dessen Funktion zu verbessern. Heute ist es unmöglich zu bestimmen, wo das Natürliche endet und das Künstliche beginnt. In ihren Werken lässt Piccinini die Grenzen zwischen organischen und technologischen Körpern verschwimmen.“

20(23) Schweinische und menschliche Züge harmonieren20(23) Schweinische und menschliche Züge harmonieren

Rainer